The Hours :: Start: 27.3.

Virginia jetzt!

Eine Literaturverfilmung – im Zentrum: Virginia Woolfs Roman „Mrs. Dalloway“- verknüpft kunstvoll drei Frauenschicksale.

Wenn man ganz ehrlich ist, dann wirkte Michael Cunninghams mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Roman „The Hours“ immer ein wenig bemüht literarisch und konstruiert in seinem – zugegeben kunstvollen – Versuch, drei voneinander zeitlich klar getrennte Frauenschicksale auf des Messers Schneide zwischen Leben, Tod und Selbstmord mit Verweisen auf Virginia Woolfs „Mrs. Dalloway“ zu verknüpfen. Umso verblüffender ist die Erkenntnis, dass diese wacklige, überambitionierte Konstruktion (Prädikat: „unverfilmbar“) erst als Film so richtig gut funktioniert und die gewaltige Sogwirkung entwickelt, die die Lektüre der Vorlage entbehrt. Scheinbar mühelos gleitet Regisseur Stephen Daldry (Billy Elliot) durch seine drei Geschichten, bis diese sich – verwoben vom atemberaubend perfekten Schnitt und der auf- und abebbenden Musik von Philip Glass, die sich mehrmals tief vor Michael Nyman verbeugt – am Schluss völlig verblüffend zu einem großen Ganzen fügen. Da ist der letzte Tag im Leben von Virginia Woolf (Nicole Kidman, kaum zu erkennen mit ihrer angeklebten Nase) selbst, die psychisch angeschlagen und dem Selbstmord nahe mit ihrem Entwurf von „Mrs. Dalloway“ kämpft. In einer zweiten Zeitebene wird der emanzipatorische Roman in den 50er Jahren von einer amerikanischen Durchschnittshausfrau (Julianne Moore) gelesen, die die Idylle ihres perfekten Familienalltags als zunehmend einengend und beklemmend empfindet und mit einer folgenschweren Entscheidung ringt. Und schließlich begleitet Daldry im heutigen New York eine Lektorin, Spitzname Mrs. Dalloway (Meryl Streep), die für ihren aidskranken Dichterfreund (Ed Harris) sorgt und ihm zu Ehren eine große Party organisiert. Bei ihr laufen die Fäden der drei Storys zusammen, von denen aber auch jede mühelos für sich allein stehen könnte. Am Schluss steht dadurch aber nicht nur emotionale Bewegtheit, sondern vor allem der Eindruck einer profunden Lebenserfahrung. Ganz großes Kino, im Wortsinn und in allen Abteilungen. www.thehours.de