The Leisure Society :: Into The Murky Water

Full Time Hobby / Rough Trade

Die beste aktuelle Folkrockband gibt der Welt eine zweite Chance.

Das Debüt dieses Kollektivs aus London und Brighton, The Sleeper, wurde viel beachtet, aber so gut wie gar nicht verkauft. Für zuletzt genannten Umstand gibt es keine befriedigende Erklärung. Liegt es am unattraktiven Bandnamen, der, obwohl er inhaltlich Gegensätzliches fordert, behördlich wirkt? Nein, kann nicht sein, wenn gleichzeitig Mumford & Sons – ein Name wie der einer Anwaltskanzlei – nicht mehr aus den Top Ten der Welt wegzudenken sind. Dass man ausladende Bärte benötigt, um im heutigen Folk erfolgsfördernd authentisch zu wirken, das wollen wir nicht glauben und denken zur Versicherung kurz an das ewige Milchgesicht Conor Oberst. Hoffentlich war einfach nur der Zufall Schuld, dass The Sleeper im Plattenladen auf ein neues Herrchen oder Frauchen warten musste, während Fleet Foxes und Iron And Wine zu Superstars der Szene heranwuchsen. Doch jeder, so auch der tonträgerkaufende Teil der Menschheit, hat eine zweite Chance verdient. Into The Murky Water heißt sie und ist ebenso gut wie der Vorgänger, ohne allzu ähnlich zu sein. Beschrieb The Sleeper mit exzellent komponierten Stücken wie „Last Of The Melting Snow“ den Optimismus, der im Ende des Winters liegt, läutet Into The Murky Water den Sommer ein, rennt mal ungestüm vorwärts wie Dexys Midnight Runners, glitzert mal wie The Divine Comedy und ist immer auch von einer Güte und Wärme durchzogen, wie sie Love und die Beatles auszeichneten. Und immer wenn das Tralala Überhand zu gewinnen droht, wenn die Geigen zu sehr nach der Chill-out-Zone in Disneyland klingen, holt Sänger Nick Hemming den Song mit einer handfesten Melodie dorthin zurück, wo er hingehört: In eine Wirklichkeit, die lebensbejahende Musik so gut wie lange nicht mehr gebrauchen kann.