The Monkees :: Vier geniale Marionetten
So lautet der alte Vorwurf: Die Monkees seien eine „gecastete“ Gruppe gewesen, daher minderwertig, nicht echt, nicht ernstzunehmen. Blödsinn. Jede Gruppe kommt irgendwie zusammen (selbst die Menschen in dieser Redaktion sind nicht hier, weil sie befreundet sind, sondern umgekehrt), und „Casting“ hieß Mitte der 60er etwas völlig anderes als heute – zumindest in diesem Fall, wo soviel Wagemut, Witz, zeitgemäßer Irrsinn zusammenkamen wie nie zuvor und danach. Daß die vermeintlichen „Marionetten“ in Wahrheit aufmüpfige, hochbegabte, unberechenbar eigensinnige Kreativvulkane waren, zeigte sich bald. Der vermeintliche Oberboß Don Kirshner sprach ein Machtwort: „Ein ganzes Album selber aufnehmen? Nur über meine Leiche. Oder wenn, I’m ABeliever‘ auf Nummer eins geht, ho ho ho!“ Und hatte den Salat. Headquarters, eines der spannendsten, witzigsten Popalben aller Zeiten, wurde ein Monstererfolg (auch bei den Kritikern), und nun hatte es man mit vier jugendlichen Superstars mit entsprechendem Selbstbewußtsein zu tun, die es mit der gesamten Bewußtseinsindustrie aufnahmen. Nicht lange (das war abzusehen), aber intensiv: Zwischen der bizarren Casting-Annonce in „Daily Variety“ (September 1965) und dem epochalen Kino-Mysterium „Head“ vergingen gerade mal 36 Monate! Dann, nach 58 Folgen und sechs Alben (und obwohl noch deren drei folgten), waren die Monkees als Team ausgelaugt, zermürbt, aber nicht geschlagen. Die Geschichte ihrer seltsamen Freundschaft und ihrer manchmal noch seltsameren Musik ging weiter. „Weckt mich, wenn es vorbei ist“, bat Micky Dolenz seine Kollegen 1989 bei der Pressekonferenz zur „Sternverleihung“ auf dem „Walk of Farne“ in Hollywood. Er träumt heute noch. Der Monkee-Nerd wird diesem Buch nicht arg viel entnehmen können, was er nicht schon weiß; für Novizen wiederum ist der Faktenhagel erschlagend. Zudem hätten die wunderbaren Bilder et was bessere Bearbeitung und Druckqualität verdient gehabt. Aber die Monkees sind die Monkees – vielleicht die größte Popgruppe aller Zeiten, jedenfalls die außergewöhnlichste. So bleibt nach dem Blättern, Lesen, Wiederhören und Begeistern nur ein Wunsch: daß endlich! endlich! jemand die (kongenial großartig synchronisierte) deutsche Version der Serie auf DVD veröffentlichen möge!
www.monkees.net
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