The Photos – The Photos

Je öfter ich die LP höre, desto neuer finde ich sie. Net f/Nett, wie den Leoparden gestern abend in Howard Hawks‘ „Leoparden küßt man nicht“ im ZDF. Gezähmt. Harmlos. Dabei war die vierköpfige Band einmal wild. Relativ wild. Die acht Titel auf der der Erstauflage von 10.000 Stück beigelegten Gratis-LP, den BLACKMAIL TAPES, beweisen das. Live aufgenommen im Proberaum. Ohne Schönheitskorrekturen. Roh. Und witzig. Vor allem auch die Coverversionen von „Lady Is A Tramp“, „Do You Wanna Dance?“ und „I Saw Her Standing There“. Dilettantisch. Frisch.

Der Studioerstling hingegen ist zu glatt und harmlos produziert worden. Die Songs klingen zu sauber, ohne Aggressivität. Der Hauch von Naivität vor allem bei Wendy Wu’s Gesang, erinnert an Blondie. In diese Richtung möchte die Plattenfirma die Photos wohl auch interpretiert wissen. Die Arrangements, die ohne Streicher auskommen, erweisen sich als recht dünn. Vereinzelt draufgesetzte Heavy Metal-Akkorde sollen Spannung schaffen. Die sotten Chöre der Boys (+Wendy) lassen unterschwellig sonnige Califomienstimmung durchscheinen, sprich die Harmonien zielen ansatzweise in Richtung Beach Boys und Mamas & Papas. Irgendwie klingt das Ganze wie ein eine Idee zu progressiv geratener Grand Prix-Beitrag. „Friends“ beschließt die erste Seite seicht.

Auf der B-Seite entdecken die Photos verstärkt den olibeat. Kaum noch eine Nummer, die nicht zumindest in Passagen davon lebt. Auch die Streicher tauchen wieder auf. Und dazwischen mit »All I Want“ knapp drei Minuten frühe Photos-Pogo-Stimmung. Fazit: Dave Sparrow am Bass erweist sich tatsächlich als Spatz (Sperling) an seinem Instrument, Gitarrist Steve Eagles breitet seine Adlerschwingen nie aus, um mal zu einem guten Solo zu starten, Olly Harrisons Schlagzeugspiel gerät nicht einmal im Ansatz so voluminös, wie sein Vorname es erhoffen läßt und Wendy Wu singt leider nicht halb so exotisch, wie ihr Name klingt.

2,5

3 (The BlackmailTapes)