The Pirates – Skull Wars
Die Pirates spielen Rock’n Roll. Polternd, urwüchsig und muskulöser als jede andere Band, die sich derzeit in diesem Metier tummelt. Unbekümmert und mit überschäumender Energie präsentieren die drei schon recht betagten Herren (sie sind alle so Mitte Dreißig) jeden Song als Kraftpaket, das selbst New Wave-Bands zumindest ein Staunen abringen muß – wenn es sie nicht gar das Fürchten lehrt.
In ihrer heutigen Besetzung (Mick Green, Gitarre und Gesang, Johnny Spence, Baß und Lead-Gesang, Frank Farley, Schlagzeug und Gesang) wirkten die Pirates schon 1962 als Backing Band von Johnny Kidd, einem R&B-Sänger, der stets mit Augenklappe auftrat. Johnny Kidd & The Pirates erzielten damals in England einige Hitsingles, von denen „Shakin‘ All Over“ neben „I’ll Never Get Over You“ die bekannteste war.
Die Auferstehung der Pirates entwickelte sich im vergangenen Jahr aus vereinzelten Reunion-Gigs, die so enthusiastisch aufgenommen wurden, daß Manager und Plattenfirma in Windeseile zur Stelle waren, um ihre Dienste anzubieten. Jetzt gibt es bereits zwei LPs des Trios, „Out Of Their Skulls“ (WB 56411) und „Skull Wars“, die beide nach demselben Muster gestrickt sind: sie enthalten zu gleichen Anteilen Studio- und Live-Aufnahmen und zu ebenfalls gleichen Anteilen Oldies und Eigenkompositionen.
Für die klassische Form des Rock’n’Roll-Trios sind die stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten natürlich begrenzt, und so wurden die Songs auch fast mono abgemischt, aber das wird reichlich kompensiert durch die schiere Power der Band und die erstaunliche Gitarrentechnik von Mick Green, der enorm treibende, peitschende Rhythmusfiguren und gleichzeitig (!) packende Leadparts aus seiner Telecaster zaubert. Und Johnny Spence ist gewiß kein großer Rock’n’Roll-Sänger, aber Kraft hat er, das muß man ihm lassen. Gut gebrüllt ist halb gewonnen, auch wenn seine Stimme häufig im Mix zurückgenommen wurde.
Zu den Songs schließlich ist zu sagen, daß Mick Greens .Johnny B. Goode’s Good“, „Long Journey Home“ und „Voodoo“ durchaus gleichwertig neben den Live-Versionen von Chuck Berrys ,Johnny B. Goode“ und „Talking About You“ oder „Honey Hush“ aus dem Repertoire des Johnny Burnette Trios stehen: der Intensitätslevel der Platte sinkt von der ersten bis zur letzten Sekunde um keinen Deut. Mehr Spaß an Rock’n’Roll als mit den Pirates kann man kaum haben.
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