The Pretty Things – Silk Torpedo; The Pretty Things – Savage Eye; The Pretty Things – Cross Talk

Not macht erfinderisch. Nachdem die vormaligen bad guys des britischen Rhythm’n’Beat infolge Personalfluktuation, Kreativitätsschwunds und heftig gewandelten Zeitgeistes am Ende zu sein schienen, kam die erlösende Idee: Die Things heuerten beim Led-Zeppelin-Label „Swan Song“ an. Und tatsächlich reanimierten der Spirit von Page, Plant & Co., erst recht Rat und Tat von Impresario Peter Grant, die Lust des Fünfers am Rock ’n’Roll. Unverhofft schepperten 1974 wieder die Gitarren, polterten die Drums und hatte Phil May seine anzüglich-bedrohliche Attitüde wiedergefunden (Silk Torpedo, 5 Sterne). Schon das mystische Intro schürte eine subtile Spannung, die dank Mays lasziven Gesangs und eines aufregenden Mix aus hartem R’n’B („Come Home Momma“) und geistreichen Neurotiker-Hymnen („Is It Only Love“) bis zum Ende nicht schwand – selbst wenn die konstruktive Boshaftigkeit der Mittsechziger dahin war. Als im Jahr darauf Savage Eye, 3 Sterne, erschien, schwante allerdings selbst dem Wundergläubigsten, daß die Hoffnung kurz war und der Schmerz lang sein dürfte. Ein weiteres Mal folgten die Things falschen Propheten und profilierten sich nun als schlechte Karikaturen nicht gerade unumstrittener Originale. Diesmal kühlten sie sich ihr masochistisches Mütchen an Hollies-Schöngesang („Sad Eye“) nebst Sweet’scher Derbdrolligkeit („Remember That Boy“). Die Auflösung der Combo war besiegelt. May sang zwei (erfolgfreie) Jahre lang solo. Und, wie zu befürchten war, vereinten sich die unausgelasteten Things abermals um das Kreativzentrum Phil May und Dick Taylor. Doch es war, als wollten sorry – Laurel & Hardy als Batman und Robin reüssieren. Einige Songtitel des ’80er Showdowns Cross Talk , 4 Sterne, klangen wie ein böses Omen: „Bitter End“, „It’s So Hard“ ,“No Future“. Und in der Tat mochte kaum jemand den mainstreamigen, aber wenig originellen Rhythm ’n‘ Rock hören, der nunmehr im Kielwasser der Little River Band oder durchgeknallter Mott The Hoople daherkam. Die Pretty Things waren endgültig am Unvermögen gescheitert, ihre genialische Boshaftigkeit aus der Beat-Ära in die Neuzeit zu transferieren. So fand das Ende des einst renitentesten Rhythm & Beat-Ensembles der Insel im kleinsten Kreis und unspektakulär statt. Doch was heißt schon „Ende“: Wenn die Pretty Things nämlich nicht gestorben sind, dann treten sie heut‘ noch hin und wieder im kleinsten Club von Cockermouth oder Gütersloh auf. Oder feiern 1999 mit dem untadeligen Album RAGE BEFORE BEAUTY mal wieder Reunion…