The Raconteurs – Broken Boy Soldiers :: Get Behind Me Blues Rock

Vielleicht ist diese Information ja ganz hilfreich: Broken Boy Soldiers, das Debütalbum der Raconteurs, wurde vor dem letztjährigen White-Stripes-Album Get Behind Me Satan aufgenommen. Nur damit es nicht gleich heißt, Jack White sei nach dem Piano- und Marimba-Ausflug der White Stripes wieder zurückgerudert zum Blues-Rock. Wohin Jack White gerade rudert, weiß nur er selbst. Circa im Sommer 2004 ist er allerdings zusammen mit seinem Kumpel Brendan Benson und der Rhythmusgruppe der Greenhornes, Jack Lawrence und Patrick Keeler, in Bensons „East Grand Studio“ in Detroit gerudert und hat dieses Album aufgenommen. Am Anfang war die Single „Steady, As She Goes“, der Überhit, bei dem sich White und Benson die Gesangs- und Saiten-Bälle so geschickt zuspielen, als hätten sie nie etwas anderes getan. Doof ist nur, daß sich The Raconteurs an diesem selbstgesetzten, bereits im Vorfeld mystifizierten Standard messen lassen müssen, diesem lied-gewordenen Versprechen, das das Zitat-Rock-Album broken BOY SOLDIERS nicht komplett einlösen kann. Dieses Amalgam aus Blues-Rock und bis auf seine Struktur entkerntem Prog („Store Bought Bones“ ist genialer Yes-King-Crimson-Emerson-Lake-&-Palmer-Quatsch), schweren Blues-Gitarrenriffs, 1967er Beatles-Psychedelia, frühen Free- und Folk-Rock. Der kleinste gemeinsame Nenner hier ist „Soundästhetik“, die wahrscheinlich dadurch entstanden ist, daß das Album auf analogem Equipment aufgenommen wurde und mit Instrumenten, die lange vor der Entdeckung Amerikas hergestellt wurden. Das Verhältnis White zu Benson ist leicht zugunsten des Ersteren verschoben, was gut ist, weil man mehr als eine Benson-macht-auf-Dylan-Folkballade wie „Together“ gar nicht hören will. White schafft es, einen einfachen Rock-Rocker wie „Level“ durch ein paar hübsche Kniffs aus der Rock’n’Roll-Trickkiste atmosphärisch aufzuladen. Geniales wie die manische Psych-Blues-Orgie „Broken Boy Soldier“, der langsame Blues „Blue Veins“, ein perfekter Rausschmeißer mit Jack White auf dem Zenit seines Robert-Plant-Imitatorentums, liegt hier dicht neben Nervzeug wie „Intimate Secretary“, wo sich der Psych-Prog inklusive Fantasy-Lyrik selber als Scharlatanerie entlarvt. Broken Boy Soldiers ist ein gutes Album, aber bei weitem nicht das geschlossene Werk einer „echten Band“, wie The Raconteurs wahrscheinlich nicht müde werden zu beteuern in den 1000 Interviews, die wir in den nächsten Wochen lesen werden müssen.

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