The Shirts – Street Light Shine

Die Shirts sind mit ihrer zweiten LP ungefähr dort gelandet, wo Blondie mit ihrer dritten aufsetzten: auf einer angepaßten Linie nämlich. Bei Blondie hält man seitdem stur auf die Hitparaden zu; bei den Shirts dagegen macht sich noch eine sympatische Unentschlossenheit breit – ein Faktor, der wohl auf die Unruhe innerhalb der Band zurückzuführen ist: Sängerin Annie Golden, Hair-Darstellerin, mußte in letzter Zeit ja ziemlich viel umherjetten.

„Street Light Shine“ war für mich auf Anhieb eine Enttäuschung, entpuppte sich jedoch nach intensivem Zuhören immerhin als Ansammlung hübscher Songs, die vom 50er-Jahr-Flair eines Teenager-Herzschmerz-Schlagers bis hin zur Pop-Kantate „Kensington Gardens“ reicht. Auch wenn die Band für ihre zweite LP eine etwas konventionellere Richtung eingeschlagen hat, muß man immerhin zugeben, daß sie hiermit der blumigen Stimme ihrer Sängerin weitaus mehr gerecht wird als auf dem „progressiveren“ Debut-Album, wo Annie manchmal nur wie ein dünner Faden im Hintergrund mitlief. Der leichte New Wave-Einschlag von damals schwingt zwar manchmal noch rudimentär z.B. in Form eines Orgeltriffs mit, ansonsten tendieren die Shirts aber zu wohlklingendem Folkrock und entwickeln einen ausgeprägten Hang zu Romantik und Gefühl. So kommt es, daß Annie Golden an manchen Stellen sogar fast ins Countryhafte abkippt – was zugegeben ganz hübsch klingt. Aber reicht das?

Ich muß zugeben, daß mich diese LP ein wenig ratlos stimmt. Die Band schwankt zwischen bewußtem Schönklang und ein paar originellen Einfällen hin und her. Die Musik ist teilweise noch von der New Wave inspiriert, andererseits schreckt man vor Streichern nicht zurück. Und der Gesang deckt so ungefähr die Skala der US-Singlecharts aus den vergangenen 20 Jahren ab. Wo’s im Endeffekt langgehen wird, zeigt hoffentlich dann die dritte LP.