The Undertones – The Positive Touch
Undertones live, das ist – wenn sich in jüngster Zeit da nichts entscheidendes geändert hat – eine geballte Ladung ungestümer Energie. Ihr Start auf Vinyl war damals eher poppigharmlos, ehe sie auch im Studio etwas Dampf zulegten. Bei POSITIVE TOUCH nun werden sich alle, die im Konzert auf den Stühlen gestanden haben, jetzt auf ein paar besinnlich sentimentale Minuten einstellen können. Mitten ins Herz getroffen wird man sie mit Freund bzw. Freundin im Arm oder in irgendeiner Ecke ihres Zimmers unter Kopfhörern wiederfinden, wo sie zusammen mit den Undertones über zwei volle LP-Seiten die ganze Melancholie ihres Heranwachsenden-Daseins teilen. Die Stunde der Sentimentalität für alle, die sich inzwischen heiser geschrien haben? Mag sein, aber keinesfalls handelt es sich hier um schmierigen Teenager-Kitsch. Liebeskummer, Weltschmerz und Tränen versiegen ja nicht, nur weil man sich als Jugendlicher jetzt mit ständig wachsender innerer Leere, Arbeitslosigkeit, Wohnproblemen und anderen gesellschaftlichen Ungereimtheiten herumzuschlagen hat. Die Undertones erzählen ihre Leute-von-nebenan-Geschichten glaubwürdig und unaufdringlich in kurzen, clever gespielten Songs. Der gefühlvolle Touch ergibt sich durch den hohen, etwas süßlichen, aber keineswegs geschmacklos überzüchteten Gesang.
Musikalisch hat man bei diesem Album das Gefühl, daß der Merseyriver plötzlich durch Kalifornien fließt und daß nach mehr als zehn Jahren geheimer Züchtung eine gelungene Mischung aus Beatles (aber ja!), Freddie & The Dreamers, den Small Faces, den Monkeys und Harper’s Bizarre herangereift ist.
Wer dem Vergleich mit den Beatles übrigens nicht so recht traut, der höre sich nur noch einmal den letzten Titel, „Forever Paradise* an. Die schluchzende Gitarre ä la George Harnson und der kurze Soundmüll-Einschub sind als Hommage wohl ebenso unverkennbar wie die Tatsache, daß es sich hier um die edelste Schnulze handelt, die bislang von der neuen Musiker-Generation fabriziert wurde.
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