The Wedding Present
Tommy & George Best Plus
Wer vor einem Jahrzehnt von „Independent“ sprach, meinte damit eine von großen Plattenfirmen unabhängige Vertriebsstruktur und beileibe nicht ein musikalisches Genre. The Wedding Present waren Protagonisten dieser Welle, veröffentlichten Singles auf ihrem eigenem Label und brachten zahllose Auftritte hinter sich. Ernstzunehmender Erfolg stellte sich allerdings erst ein, als der britische Kult-DJ John Peel das Quartett in seine Sendung einlud. All diese ungebügelt heruntergehaspelten Frühwerke also sowohl die Singles als auch die Peel-Sessions – finden sich auf TOMMY, 3 Sterne, wieder. In dieser geballten Menge kommt zwar das Charisma des Gitarren-Pop-Vieres noch immer rüber, offenbart jedoch auch das ewig gleiche Song-Strickmuster. GEORGE BEST, 4 Sterne, als das Album-Debüt der Band um Sänger und Komponist David Gedge tat dann einen gewaltigen Sprung nach vorne. Die jetzt als PLUS-Version mit neun zusätzlichen Tracks veröffentlichte CD zeigte nicht nur Gedges Songwriting-Fortsch ritte, sondern verriet dank besserer Aufnahmetechnik auch mehr von der Schrammelkunst der beiden Gitarristen. 23 Songs in 71 Minuten – das ergibt einen Durchschnitt von drei Minuten und zeigt, worauf es The Wedding Present immer ankam-, schnell, simpel und prompt einen Song nach dem anderen spielen, bevor man überhaupt zum Nachdenken kommt. Allerdings: Der Jubel, mit dem die englische Musikpresse das Debüt vor einem Jahrzehnt begrüßte, ist durch den zeitlichen Abstand doch verhallt.