The Who :: Tommy – As Performed By The London Symphonie Orchestra & Chamber Choir With Guest Soloists

Vorsicht! Klassikrock mit Bildungsauftrag: Streicher, Hörner, Paukenschläge und Choräle satt!

The Who retteten 1969 mit TOMMY nicht nur ihre ins Trudeln geratene Karriere, sondern brachten auch die vom Kulturestablishment verpönte Rockmusik in noble Konzerthäuser. Die an Metaphern reiche Geschichte um den „Deaf, dumb and blind Boy“, der zum „Pinball Wizard“ avanciert, lieferte ein Soziogramm der britischen Gesellschaft. Die anschließende Vermarktung der „ersten“ Rock-Oper – auch wenn der Titel eigentlich S.F. SORROW von The Pretty Things gebührt – stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten: 1975 folgte die surreale Verfilmung von Regisseur Ken Russell mit internationaler Starbesetzung samt Soundtrack, zwei Jahrzehnte später die für den Broadway konzipierte Musicalfassung, die bis auf den heutigen Tag aufgeführt wird. Seltsamerweise in Vergessenheit geriet jene Version, die der Idee einer konzertanten Aufführung am meisten gerecht wurde: TOMMY – AS PERFORMED BY THE LONDON SYMPHONIE ORCHESTRA & CHAMBER CHOIR WITH GUEST SOLOISTS.

Lou Reizner, US-Produzent mit hauseigenem Label Ode, war mit The Mamas & The Papas zu Ruhm und Geld gekommen und brachte auch noch die „Rocky Horror Show“ in die Kinos. Vor allem aber überredete Reizner Who-Gitarrist Pete Townshend zu einer Orchesteraufführung im Dezember 1972 im Londoner Rainbow Theatre, die mit Rod Stewart, Ringo Starr, Steve Winwood, Richard Harris, Maggie Bell sowie Merry Clayton bis in die kleinsten Nebenrollen hochkarätig besetzt war.

Mit Abstand von mehr als drei Jahrzehnten eignet sich der unter Leitung von David Measham in schwelgerische Arrangements mit satten Streichern, Hörnern, Paukenschlägen und Chorälen gebettete TOMMY jedenfalls nicht nur für den audiophilen Classic-Rock-Enthusiasten, der bislang auf Deep Purples CONCERTO FOR GOUP AND ORCHESTRA schwor. Einen weiteren Pluspunkt verdient das nahezu im Original übernommene Gimmick-Artwork der Vinylausgabe.