Theo Schumann Combo – Theo Schumann Combo
Theo war ein schmallippiger Kurzhaariger mit Binder und Bügelfalte. Kein Vergleich mit Mick Jagger. Allerdings, wenn Theo samt seiner Combo loslegte, war seinerzeit alles zu spät. Die Schumanns spielten dann schon mal ihre eigene Version von ‚Satisfaction‘: Gemessen tremolierte die original Klingentaler Gitarre, der Bass brummte, das Schlagzeug Marke Musima hoppelte hinterher und der Sänger mit dem schönen Namen Wilfried rief eckig „ich möcht‘ gerne mit Dir gehen / doch Du läßt mich einfach sehen / Ei kenn gedd no / Sähdisfägschn!“ Mitte der 60er galt die Theo Schumann Combo in der DDR als die Antwort auf westliche Beatkapellen wie Shadows oder Beatles. Mit flockigen Instrumentals, „Vokaltiteln in Tanzbeat-Art“ (DDR-Rocklexikon) und locker hingeswingter Tanzmusik waren der studierte Pianist Theo Schumann und seine Männer ganz vorn dabei, als der „Gitarrensound“ die DDR eroberte. Stücke wie ‚Hackepeter‘, ‚Feuerland‘ oder ‚Es war das Lächeln von Dir‘ mit ihrem Zappelrhythmus, den sauber swingenden Gitarren und schlicht atemberaubenden Stereo-Effekten waren in den 6oern das heißeste, was die DDR zu beaten hatte. Der Aufbruch der Pop-Pioniere allerdings endete, ehe er richtig begann. Eben noch als Gitarrenbewegung gefeiert, fanden sich die Protagonisten des DDR-Beat ab Mitte 1965 plötzlich im Abseits. Ihr als „melodiös und sangbar“ gelobter Beat galt nun als „Splitter des Pfahles im Fleisch des Sozialismus“, wie es in einer Akte des Staatssicherheitsdienstes geheimnisvoll heißt. Über Nacht wurde die „Gitarrenbewegung“ für beendet erklärt, die eben eingespielte Version von ‚Satisfaction‘ ins Archiv verbannt. Dort lagerte die Nummer rund 30 Jahre. Erst jetzt grub ein Berliner Kleinlabel die verlorenen Pop-Perlen des Dresdener Quintetts wieder aus: 20 Songs von handwerklich bestechender Güte, melodisch geschmackssicher und in ihrer Beschränkung für heutige Verhältnisse unschlagbar zeitlos.
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