Thin Lizzy :: Fighting; Jailbreak; Johnny The Fox Meets Jimmy The Weed; Bad Reputation; Live & Dangerous; Black Rose

Die anfangs noch mit Gitarrist Eric Bell und Drummer Brian Downey agierende „Eiserne Lizzy“ kam eigentlich relativ spät aus den Startlöchern. Drei für Decca zwischen 1971 und ’74 eingespielte Studioalben blieben, bis auf VAGABONDS IN THE WESTERN WORLD mit der Interpretation des altirischen Traditionals ‚Whiskey In The Jar‘ Ladenhüter. Mit dem ’74er-Übergangswerk NIGHTLIFE scheiterte das neuformierte Quartett noch an allzu sperrigem Songmaterial, zeigte den zukünftigen Weg aber schon im Ansatz: gutgeölte zweistimmige Solo-Gitarren, die kraftvoll mal mit-, und mal gegeneinander spielten. Möglich machten diesen mitunter gefährlichen Parcours auf eisglatten Solo-Serpentinen der Kalifornier Scott Gorham sowie der damals erst 17jährige Schotte Brian Robertson. Ein Jahr später begann sich die Hardrock-Blüte mit FIGHTING, 4 Sterne, das schon den späteren Liveknaller ‚Rosalie‘ beinhaltete, tatsächlich langsam zu öffnen. Mit dem Nachfolger JAILBREAK, 6 Sterne, von 1976 potenzierten sich die Songwriterqualitäten, die Spielfertigkeit und auch die Quantitäten, die über die Ladentische gingen, um ein Vielfaches. Gleichzeitig gelang der Durchbruch in den USA: ‚The Boys Are Back In Town‘ und der Titelsong plazierten sich hoch in den Charts, darüber hinaus entwickelten sich ‚Cowboy Song‘, ‚Warriors‘ und ‚Emerald‘ zu Live-Killern im Lizzy-Repertoire. Ganz ähnliche Qualitäten wies das noch im gleichen Jahr nachgeschobene JOHNNY THE FOX MEETS JIMMY THE WEED, 5 Sterne, auf, das mit ‚Don’t Believe A Word‘, ‚Johnny‘ und ‚Massacre‘ abermals kommerziell äußerst verwertbaren Stoff beinhaltete. Der gerade errungene Platz in der Oberliga manifestierte sich. Eine Steigerung, die mit dem ironisch betitelten 77er BAD REPUTATION, 4 Sterne, nicht mehr ganz so einfach nachzuvollziehen war. Erstmals zeigten sich feine Risse im ansonsten beinharten Riff-Fundament. ‚Dancing In The Moonlight‘, ‚Southbound‘ und der Titelsong boten zwar gewohnt hochqualitative Kost, der Rest fiel allerdings eher unter die Marke belanglos. Schuld daran hatten sicherlich auch die immer öfter in Handgreiflichkeiten ausartenden Spannungen zwischen dem unberechenbaren Vollalkoholiker Brian Robertson und dem ebenso wenig pflegeleichten Lynott. Ein zeitweiliger Ausstieg von Robertson, für den Gary Moore einsprang, kühlte die erregten Gemüter wieder etwas ab. Für LIVE & DANGEROUS, 6 Sterne, riß sich das stark angenervte Kollektiv dann nochmals am Riemen. Mit Sicherheit zählt das 16 Songs starke, von Bowieund T.Rex-Studiocrack Tony Visconti auf zwei Touren 1976/77 in England und Amerika mitgeschnittene Werk zu den besten Live-Alben aller Zeiten. Gleichzeitig symbolisierte das Doppelalbum aber auch das Ende einer Ära stilistisch wie personell. Kurz vor den Aufnahmesessions zu Album Nummer 10, das die recht ambitionierten Klanggefilde von BLACK ROSE, 4 Sterne, hervorbringen sollte, packte Unruheherd Robertson 1979 endgültig sein Bündel – und wurde abermals durch Gary Moore ersetzt. Hits wie ‚Waiting For An Alibi‘, ‚Do Anything You Want To Do‘ und ‚Sarah‘, aber auch bis dato völlig ungewohnte Töne (‚Roisin Dubh‘, ‚S&M‘), verschafften dem musikalischen Neubeginn einen satten zweiten Platz in den britischen LP-Charts.