This Little Ziggy :: Freak-Saga

Auf dem Buchumschlag prangt ein Statement des britischen Punk-Poeten John Cooper Clarke. Der attestiert seinem Bruder im Geiste Martin Newell, This Little Ziggy sei „the best book I have ever read. And I have a library card.“ Das macht Lust aufs Lesen, aber schon bald kommt man zu der Feststellung, dass der gute John Cooper Clarke wohl noch nicht allzu viele Bücher gelesen hat. This Little Ziggy ist die autobiografische Geschichte des englischen Performance-Pop-Poeten Martin Newell, der seine Gedichte regelmäßig im THE INDEPENDENT veröffentlicht, bereits mehrere Bücher geschrieben hat und außerdem als Musiker zugange ist. Newell, Jahrgang 1953, beschreibt seine Erlebnisse als Berufsnerd und Sohn einer Army-Familie, der sein Herz für den Rock’n‘ Roll entdeckt und sich in den Siebzigern einer leidlich erfolgreichen Glam Rock Band namens The Plod anschließt. Das Buch endet 1974, oder besser gesagt: an dem Punkt, an dem sich Martin Newell nicht länger mit Händen und Füßen gegen das nun mal unvermeidliche Erwachsenwerden sträubt. Newells Schilderungen des ganz normalen Wahnsinns eines Überzeugungstäters, der ständig mit einem Fuß am psychischen und finanziellen Abgrund dahinschliddert, sind gute Unterhaltung. Es geht um Drogen, Groupies (sofern vorhanden), englische Tristesse, Spießer, Mac-Jobs, Pop, Plateauschuhe und Make-Up, peinliche Gigs samt gerissener Hose und vor allem eines: die Erkenntnis, dass man ja doch irgendwann wie seine Erzeuger wird. Popmusik ermöglicht immerhin einen Aufschub der Misere. Zwischen den Zeilen gelingt es Newell immer wieder, scharfsinnig-philosophische Betrachtungen einzustreuen, die This Little Ziggy trotz mancher Längen wirklich lesenswert machen. Wer einen Büchereiausweis besitzt, sollte ihn allerdings trotzdem behalten – und vor allem benutzen.

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