Thom Sonny Green

High Anxiety

Infectious/[PIAS] Coop/Rough Trade

Alle Töne von Grau: Der Alt-J-Drummer hat ein experimentelles Elektro-Ambient-Album aufgenommen, das selten über den Status einer Versuchsanordnung hinausreicht.

Möwen über der hohen See, schwarz, weiß, grau. Die Bilder, die Thom Sonny Green im Video zum ersten Track auf seinem Soloalbum zeigt, könnten einem Esoterik-Bildband zur Entspannung des Geistes entstammen. „Vienna“ heißt das Stück und es lässt viel Raum zur Ruhefindung: Keyboardkreise, die in Streicherwolken verpackt und von ein paar Beats langsam vorwärtsgetragen werden. Lernen Sie mit der Natur zu fliegen, liebe Hörer! Oder gehen Sie gleich zum nächsten Ort!

Green steuert unter Einsatz von Sub-Bässen, Field Recordings und mächtigen Synthie-Schlieren weitere Städte an: „Cologne“, „Oakland“, „Phoenix“, „Houston“ und „Oslo“ stehen wie Ausrufezeichen in einer assoziativen Rundreise, die alle Töne von Grau hervorbringt. Zwischen diese Klangtürme setzt der Künstler Ambient-Instrumentals, Feedback- und Noise-Wellen, die dann, wie in „Blew“, in Kammermusik transportiert werden.

Der Drummer verlässt auf HIGH ANXIETY die Umlaufbahn von Alt-J, er hat aber kein Drummer-Album gemacht, sondern elektronische Wege aus Geräusch- und Soundkonstellationen beschritten. Mit 21 Tracks ist das üppig ausgefallen, einiges bleibt fragmentarisch, anderes will Zwischenmusik sein. Auf dem Weg von der Band ins nicht absehbare Post-Band-Zeitalter? Später kann man ja immer noch mit David Lynch an Soundtracks arbeiten.