Tödliche Ostern – „Rififi am Karfreitag“ von John Mackenzie :: Kinostart: 29. Mai
„Rififi am Karfreitag“ ist ein Thriller ausgesprochen britisch-kühler Art. Im Gegensatz zu amerikanischen Produktionen bleibt die Kamera und damit der Zuschauer distanzierter Beobachter des grausigen Spiels. Die Gratwanderung zwischen zynischer Schaulust und dokumentierender Schilderung machen den Reiz von John Mackenzies Film aus.
An einem Osterwochenende verfolgt der Film den Untergang eines Unterweltbosses. Harold Shand (Bob Hoskins) hat seinen Bezirk sicher im Griff. Gerade als er seinen größten Coup landen will — eine fast legale Slum-Sanierung —. macht einer seiner Leute einen Fehler. Plötzlich hat er die IRA auf dem Hals, und der ist mit Geld nicht beizukommen. Das sind Fanatiker, die wirtschaftlichen Überlegungen nicht zugängig sind. Sie entscheiden nicht vernünftig, sondern schlagen wild um sich. Wie ein Kriegsberichterstatter, der auch noch im Bombenhagel die Kamera laufen läßt, verfolgt John Mackenzie ruhig und bedacht die Flucht in die Sackgasse, auf die sich Harold Shand immer kopfloser begibt. Die bedrohliche Spannung des Films ergibt sich dabei aus der Normalität, mit der Anschläge, Mord und Totschlag hingenommen werden. In einer Welt, die aus den Fugen gerät, reagieren die Figuren, als gingen sie auf eine Tea-Party.
Mit fast perverser Kaltschnäuzigkeit entwickelt Regisseur Mackenzie sogar beim Zuschauer noch Sympathie für den Chef-Ganoven. Er kann einfach nicht verstehen, warum er nach vielen Jahren ruhiger, erfolgreicher Gaunerei erledigt werden soll.
Des Rätsels Lösung ist einfach und erschreckend: Es gibt keinen Grund. Er hat einfach Pech gehabt, durch einen kleinen Fehler Nerven getroffen, die Dinge haben sich verselbständigt und sind nicht mehr in den Griff zu bekommen. „Rififi am Karfreitag“ betreibt keine Schuldzuweisung. Einen Standpunkt muß sich der Zuschauer selbst suchen. Das macht den Film nicht bequem, aber spannender als die übliche amerikanische Actionware.
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