Tom Browne – Tommy Gun

Bei aller Liebe zu schwarzer Musik im allgemeinen und dem gepflegten Pop-Disco-Jazz-Funk von Tom Browne im besonderen – TOMMY GUN, das sechste Vinyl-Opus des amerikanischen Trompeters, ist eine Enttäuschung.

Der schöne Tom – er läßt sich bevorzugt in schickem Outfit und der Begleitung schwarzer, halbbekleideter Grazien ablichten schwankt unentschlossen zwischen freiem Instrumental-Impromptu und rigider Rap ’n‘ Scratch-Ideologie hin und her. Einst im Jazz groß geworden, orientiert sich der ranke Hornist seit seinem Debüt BROWNE SU-GAR (1979) und dem Hit „Funkin‘ For Jamaica“ an der kommerziell vielversprechenden Zielgruppe auf der Tanzfläche. So auch diesmal unter der Führung von Maurice Starr, dem Bruder des Bostoner Space-Cowboys Michael Jonzun.

Starrs Einfluß, auf dem Vorgänger ROCKIN‘ RADIO noch vergleichsweise gering, hat sich enorm vergrößert. Er verantwortet vier der acht Stücke und tritt auch gleichzeitig als Produzent und Multi-Instrumentalist (all Synthesizers, drums, bass, guitar usw.) in Erscheinung.

Leider nicht gut! Er liefert Browne die Zutaten zu einem überholten und oft aufgekochten Stil-Menü. „Station Break“ z.B. nervt: Elektro-Gezische, Computer-Gepluggere, Vocoder-Vocals, E, W&F-ähnliches Formations-Geblase und der obligatorische Dampfhammer-Baß. Unerträglich gar „Break Out“, das Starr ganz ungeniert seinem kosmischen Funk-Bruder abgeguckt hat.

„Wee Out“ und „Hit Man“, die beiden einzigen Browne-Originale, können nur den begeistern, der „Freak-A-Zoid“ von Midnight Starr und die mondsüchtigen Jonzun-Klänge nicht kennt.

Einziger Lichtblick: „Secret Fantasy“, das durch Siedah Garrets soulige Stimme gerettet wird. Ansonsten: brillanter Durchschnitt.