Tomahawk – Mit Gas

Für manche, die sich im Veröffentlichungsdickicht Mike Pattons zurechtfinden, gehören Tomahawk – Patton, Duane Denison (Jesus Lizard), Kevin Rutmanis (Melvins) und John Stanier (Ex-Helmet) – zu den konsumierbarsten Projekten des ehemaligen Faith No More-Sängers. Weil der mit Tomahawk – mehr als zum Beispiel mit Fantomas – mit Songstrukturen „experimentiert“, nicht ohne aber dabei mit 16 Rhythmuswechseln pro Track dem Hörer das Gefühl zu geben, im richtigen Film zu sein. Im Prinzip ist das zweite Tomahawk-Album mit gas Metal für Avantgarde-geschulte Ohren. Patton verbindet Zitatfetzen aus Death-, Doom- und Nu Metal mit einer jazzigen, fast akademischen Herangehensweise und zappaesken Disziplin in den Arrangements, bei denen es keine Gesetze zu geben scheint, bis auf eines: kein Verse-chorus-verse-Schema. So darf schon einmal ein Deep-Purple-ca.-iN-ROCK-Ambiente von spooky Soundtrack-Passagen aufgebrochen werden – überhaupt: Hier geht es primär um das Spiel mit der Dynamik, das Patton wie kein Zweiter beherrscht. Und damit Tomahawk nicht ganz von der Metal-Gemeinde vereinnahmt werden, gibt’s ein paar hübsche Überraschungen zusätzlich zu den komplexen Songstrukturen und Tempiwechseln, die die konservativen Hörer irritieren dürften. Wenn Patton wie Daniel Küblböck zu Breakbeats singt („Capt Midnight“] oder den spanischen Crooner-Synthiestreicher-Schmalz von „Desastre Natural“. Großes Kino. www.ipecac.com