Tortoise :: A Lazarus Taxon Thrill Jockey/Rough Trade

Wo Tortoise angefangen hat, lässt sich nicht so ganz genau ermitteln. In den letzten Tracks, die Bundy K. Brown und John McEntire unter dem Namen Bastro spielten viel leicht. Oder in der schnell zusammengeworfenen Band Simple, in der Doug McCombs und John Herndon sich expedierten. Ungefähr Mitte der 90er, da gab es Tortoise drei Jahre als „Tortoise“ , konnte man schon lesen, dass diese Band gerade die Rockmusik revolutioniere. A Lazarus taxon darf als weit gefächertes Beweisstück dafür gelten: Tortoise ist das Ensemble mit den multiplen Identitäten und den zahlreichen Verbindungslinien in alternative Rock- und Jazz-Kontexte, sie haben dem alten Affen Rock eine doppelte Rhythmussektion verpasst, das Studio in seiner Eigenschaft als Instrument wiederentdeckt, das Vibraphon aus der Exotica-Bar entwendet. All diese Aspekte stehen unter dem Stichwort Austausch! Post Rock hieß das in Ermangelung eines schöneren Be griffs, der das Neue und das Alte verlinkt Die Hoffnung auf den neuen Rock ist nach über zehn Jahren nicht ganz aufgegangen, aber das Ensemble um die besten Musikwerker dieser Chicago-Schule IBitney. Herndon, McEntire, McCombs, Parker] hat Möglichkeiten autgezeigt, sich mit Rockmusik in einer globaliserten Welt auseinander zu setzen. Dazu gehören auch die hier aufgeführten Spezialitäten: Entwicklungsstück („Camera“, „Didjeridoo“). Fragment. Materialtest, R’n’B in der Phase seiner Auflösung (das für eine Mo-Wax-Compilation vorgesehene Stück „A Grape Dope“), immer wieder Bonus-Tracks für die Japaner, Drum’n’Bass-Episoden, die „Nebengeräusche“, die Kollege Julian Weber im Booklet beschreibt, die ganze Palette also. Und Remixe sind natürlich auch auf diesen drei CDs enthalten, die DVD komplettiert das musikalische Bild mit Video- und Live-Takes. A Lazarus taxon verdeutlicht den unvollendeten Charakter von Band und Werk – mehr als jedes andere Tortoise-Album. VÖ.21.8.

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