Townes van Zandt – In Pain
Wer denkt sich eigentlich Plattentitel aus, wenn der Künstler selbst nicht mehr mitreden kann? Gibt’s da Spezialisten wie bei den privaten TV-Sendern, die sich „Schwanger in den Tod“, „Der Jungfrauen-Schlitzer“ und andere Grütze aus den Fingern saugen? Nehmen wir Townes van Zandt Der Mann war ein Genie, das an sich litt und an der Welt, in seinen letzten Jahren ein schwer kranker Mann, der dennoch nie seine Liebenswürdigkeit verlor, seinen Humor und seine Gabe, Menschen zu faszinieren. Warum bloß tragen seine postum veröffentlichten Platten dann Totensonntags-Titel wie zuletzt A FAR CRY FROM DEAD oder aktuell IN PAIN? Wer findet Gefallen an solcherlei Voyeuristen-Slogans? Doch zur Musik, und da klingen die beiden Alben im Vergleich wie Tag und Nacht: War A FAR CRY eine Quasi-Best-Of mit nachträglich von Studiomusikern aufpolierten Aufnahmen, bietet IN PAIN Live-Material, das spröde, aber nicht ganz so schmerzhaft rüberkommt wie auf ABNORMAL oder HIGHWAY KIND. Was daran liegt, daß das Gros der Songs 1994 eingespielt wurde, als die Hände noch nicht so zittrig waren, die Stimme noch nicht so brüchig. Dennoch sind diese bis aufs Gerippe abgespeckten Country-, Blues- und Folk-Elegien keine leichte Kost. Wir hören dunkel schimmernde Juwelen wie „Buckskin Stallion“, „Katie Belle Blue“,“Snowin‘ On Raton“ oder „Gone Too Long“, kein „Pancho & Lefty“ diesmal, kein „Tecumseh Valley“, dafür atemberaubende Lesungen von Chris Eckmans „Stopping Off Place“, Hank Williams‘ „Alone& Forsaken“ und Mississippi Fred McDowells „You Gotta Move“. Und danach? Freude? Schmerz? Trauer? „Sorrow and solitude“? „Tell my friends to mourn me none“. So sei es.
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