Toyah – Anthem

Um G. Seyfried aus seinem neuen Comic („Invasion aus dem Alltag“ – toll! Die Red.) zu zitieren: „vorbeischweb“ und „blasenwerf“. Und genauso kommt mir diese Platte vor. Toyah hat an Originalität verloren, sie ist durchschnittlich geworden. An die Stelle von Aggressivität und Überraschungsmomenten sind Gemächlichkeit und Routine getreten. Schade, sehr schade. Der weiterhin von Kieksern und Überkippern dominierte Gesang allein kann nicht verhindern, daß selbst die vermeintlich unkonventionelleren Stücke hausbacken klingen. Schon die opulenten Synthis im Eröffnungs-Song lassen dies erkennen. Ob in dem auf einem Hardrock-Riff marschierenden „Obsolete“ oder im Ritualgesängen ähnlichen „Masai Boy“ oder, oder: Toyah scheint oft auf dem Weg, kommt aber irgendwie nie an. Die Texte erweisen sich streckenweise als geradezu katastrophal: „Blistered confusion in crystal caves/Shattered lights/Blow my hair in a trillion waves/The gauntlet of gold/Chariots of flames/The misty mountain kings lane“ – kein willkürliches Beispiel, von sowas hat’s reichlich: Silbenklempnerei a la Marc Bolan zur Blumenzeit. Erfreulich: „PopStar“, das horrorhafte „Demolition Men“ und „Marionette“, ein schlichtes, langsames Lied. Allzuviel dagegen ist abgehoben, vertonte SF, wie Rock (?) von glücklichen Raumschiffen. Toyah beißt nicht mehr, selbst das Beilen flaut ab. Das Innencover verrät (wie gut!) die Verantwortlichen für Make up und Frisur. Die erste Gesangszeile lautet: „I’m bored“.