Trouble Over Tokyo :: The Hurricane

Schoenwetter Schallplatten/Hoanzl

Trauerklöße auf die Tanzfläche, Lagerfeuer im Club.

Gut drei Jahrzehnte nach ihrer Erfindung ist noch nicht entschieden, ob die Postmoderne nun Segen ist oder doch Fluch. Warum das womöglich nie geklärt werden wird, führen Trouble Over Tokyo vor. Die widerstreitenden Ideen, die auf The Hurricane aufeinander losgelassen werden, stehen sich zwar allzu oft im Wege, ergänzen sich aber dann doch mitunter effektiv. Toph Taylor jammert weihevoll wie weiland Thom Yorke, setzt gern Akzente mit Cello und Glockenspiel und bevorzugt eine elegische Stimmung, die in „Operate“ sogar in Poser-Rock umkippt. Dann aber fahren plötzlich forsche Sequencerrhythmen hinein in die Melancholie, sorgen Handclapping und synkopierte Beats für Stirnrunzeln. Mit Macht scheint Taylor die Trauerklöße auf die Tanzfläche zwingen zu wollen, nur um im nächsten Song den Club mit einem Lagerfeuer zu beleuchten. Es ist kein Chill-out und keine Songwriter-Musik, bestimmt kein funktionaler Techno und erst recht nicht Clicks ’n‘ Cuts, sondern all das und dann doch wieder nichts davon. Es ist wohl vor allem der Beweis, dass die Postmoderne ganz spannend klingen kann.

CD im ME S. 19

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