Tubeway Army – Replicas
Was Tubeway Army – ein Trio aus England, das Frontmann, Komponist, Sänger, Gitarrist und Keyboardspieler Gary Numan prägt – auf der ersten LP noch etwas unentschlossen andeutete, ist mit „Replicas“ erfreulich gut gelungen: sparsame, transparente und melodiöse Musik, beeinflußt von Bowie, Kraftwerk und Ultravox, aber eigenständig weiterentwickelt. Vor allem der Song „Are Friends Electric?“, mittlerweile Nummer eins in den englischen Charts und selbst in Münchner Discotheken äußerst beliebt, zeigt die Stärke der Band. Auf der Basis von einfacher Zweiton-Elektronik, die einen ununterbrochenen Geräuschpegel aufbaut, liegt Gary Numans hoher, fast körperloser Gesang, ohne daß Kälte oder Sterilität sich einstellen.
Tubeway Army haben es ironischerweise geschafft, elektronischen, roboterhaften Sound menschlich und emotional klingen zu lassen, obwohl die visionären Texte im krassen Gegensatz dazu stehen. „Me, I Disconnect From You“, „You Are My Vision“ oder der Titelsong „Replicas“ handeln von verhängnisvollen Persönlichkeitstäuschungen zwischen Mensch und Maschine, dem „replica“, der Kopie oder dem künstlichen Ebenbild, das wie ein Feind aus dem Niemandsland eine zugleich faszinierende wie auch gefährliche Verwirrung stiftet. Solcherlei Zukunftsvisionen sind zwar schon überzeugender formuliert worden, aber Numans Stilisierung und Poseurhaltung ist konsequent und die Musik angenehm weich und fließend. Bis auf wenige Ausnahmen, wo ihm beim Gesang ein falscher Ton unterläuft oder ein paar schrille Gitarrenläufe die eher beklemmende und drohende sphärische Harmonie stören, ist „Replicas“ ein makelloses Album, das eine versöhnliche Brücke von der Avantgarde-Elektronik zum unterhaltsamen Pop schlägt. Solch‘ elektronische Freunde laß‘ ich mir gefallen.
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