U2 – mal ganz anders :: Paris, Man Ray

Vor 500 Leuten und unter Abwesenheit von millionenschweren Show-Effekten stellen Bono & Co. ihr neues Album „All That You Can’t Leave Behind“ vor.

Der nach dem Avantgardisten Man Ray benannte Club im Pariser Künstlerviertel Montmartre ist bekannt für seine hyper-exklusiven Veranstaltungen-. Hier finden die angesagtesten After-Show Parties und Showcases der Stadt statt, hier findet der V.l.P. ein gut abgeschirmtes Refugium. Doch heute Abend sieht die Sache ein bisschen anders aus. Denn U2 wären nunmal nicht U2, würden sie die Live-Präsentation ihres neuen Albums „All That You Can’t Leave Behind“ gänzlich unter Ausschluss ihrer „normal sterblichen“ Fans über die Bühne gehen lassen. Und so drängt sich ein gemischtes Publikum im Parkett des kleinen Clubs, zum Großteil Glückspilze, die eines der heißbegehrten Tickets für die nicht groß publik gemachte Show beim Radiosender NRJ gewonnen haben. Unters Volk mischt sich hie und da hiesige Radio- und TV-Prominenz, Eagle Eye Cherry und Schwester Neneh tummeln sich, während das Gros der V.I.P. – die vor der Veranstaltung noch zu einem Umtrunk bei Beschallung mit dem neuen Album geladen worden waren – über den Köpfen auf dem Balkon die Atmosphäre genießt. Und die ist von freudiger Erwartung geprägt-wenn da nur nicht die grässliche Top Ten-Musik wäre, mit der NRJ das Auditorium beschallt. Selbst U2, die sonst einen ausgesuchten Geschmack in Sachen Konzertausrichtung an den Tag legen, sind vor so etwas offenbar nicht gefeit.

Dann, endlich, die Erlösung. Gut gelaunt und ohne viel Brimborium betreten Bono,The Edge, Adam Clayton und Larry Müllen Jr. die kleine Bühne und machen sich daran, sich durch das neue Album zu arbeiten. „Elevation“ und „New York“ dröhnen aus den Boxen und zeigen Bono bei bester Stimme, doch es scheint dem Herrn nicht laut genug. Jedenfalls gibt er dem Tontechniker an seinem Pult ein Zeichen, er möge für „Stuck In A Moment You Can’t Get Out Of“ richtig aufdrehen. Es folgt eine ergreifende Version der ersten Single „Beautiful Day“, die Menge jubelt. Dann ein paar ältere Nummern. „Even BetterThan The Real Thing“ und „Mysterious Ways“ werden begeistert mitgesungen. Allen ist klar? Die Chance, U2 so hautnah zu erleben, wird sich so schnell nicht wieder bieten. Bald werden sie wieder auf monströsen Bühnen durch die Lande ziehen, auf denen der Charme und die Intensität, die sie heute vor 500 Leuten entwickeln, wohl wieder etwas verloren gehen werden. Also: Genießen, solange es geht. Leider eben nicht allzu lange. Nach knapp einer Stunde ist mit dem eher obskuren „Bad“ auch schon wieder Schluss. U2 verlassen winkend die Bühne und empfangen dann backstage noch ein paar Freunde. Bei ihnen bedanken sie sich erstmal dafür, dass sie ihren Gig dem der am selben Abend aufspielenden Smashing Pumpkins vorgezogen haben. Keine Ursache.

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