Unter Genies – Mein Leben im Rock’n’Roll-Geschäft

Danny Goldberg schrieb 1969 seine erste Plattenkritik. Das war sein Einstieg ins Geschäft mit dem Rock’n’Roll – eigentlich eine aufregende Sache, und bestimmt waren die Jahre aufregend. Aber auch wenn Goldberg diverse Jobs im Business hatte (unter anderem als Journalist, Pressesprecher und Manager), so scheint er vor allem eins zu sein: Geschäftsmann. Und so liest sich sein Buch wie ein Ratgeber, wie man die Jobs, die er gemacht hat, möglichst rentabel macht. Zwar kritisiert er auch mal die Geldgier im Business und wie Künstler dazu benutzt wurden (und wohl noch immer werden), möglichst viel Geld zu verdienen, aber er stellt zugleich hingebungsvoll Rechnungen über Gewinne auf. Wer von Goldbergs Buch eine Geschichte über die wilden Zeiten damals erwartet, erwartet zu viel. Na gut, es steht ja nirgends was davon, dass Goldberg einen Roman geschrieben habe; aber vom Rückblick eines Insiders etwa auf Woodstock erwartet man doch einen gewissen Unterhaltungswert. Goldberg schreibt nett, er schreibt sympathisch, er schreibt von Gebeten, er schreibt ein bisschen was von sich und seinem profitablen Leben, und er schreibt von Skandalen und Ausrastern seiner Klienten (aber so fad und so beschwichtigend, dass man sagen möchte: „Ach, er hat ein Mädchen vergewaltigt? Na ja, machen ja jetzt viele, nicht wahr?“). Leider widmet er sich der Wildheit dieser Zeit (und ihren Ursachen) weitaus weniger empathisch als den den verzinsbaren Erträgen, und so kommt das Lebensgefühl leider bloß rüber wie in Watte gepackt. Gott sei Dank gibt es ein paar Dialoge; die lockern wenigstens ein bisschen auf. Das Interessanteste am ganzen Buch ist wohl Goldbergs Zeit mit Kurt Cobain – klar, tragisch gescheiterter Star, das zieht immer – deren Darlegung aber den ekelhaften Beigeschmack von Profilierungssucht und Verklärung trägt, denn Goldberg zeichnet Cobain sehr positiv und bemitleidenswert und vergisst, dass ein Heroinsüchtiger eben ein Heroinsüchtiger ist. Er weiß intime Details über Cobain und seine Familie und schiebt die Tatsache, dass auch er, Goldberg, Cobain gegen Cobains Überzeugung verkauft hat, etwas zu fahrig beiseite, als dass man das überlesen könnte. Wer detailliert erfahren möchte, wer mit wem und wann und wo und wieso und wie viel Geld dabei herausgesprungen ist, darf gerne zugreifen; wessen Interesse am Rock’n’Roll weniger betriebwirtschaftlich geprägt ist, eher nicht so.