Van Morrison – A Sense Of Wonder
Frage: Ist es wirklich wichtig zu wissen, daß Van Morrison 1945 in Belfast geboren wurde, bei den Monarchs und Them sang und heuer sein 19. Soloalbum vorlegt? Antwort: Nein, denn A SENSE OF WONDER bedarf keiner Rückblicke, Querverweise, Nachträge, Vergleiche. Die Musik spricht für sich!
Inmitten der Tonnen von Konfektion ist das ein Stück Haute Couture, ein Monolith. Man verstehe mich nicht falsch: A SENSE OF WONDER ist kein Bildersturm, aber ein Sturm schöner Bilder. Nichts Neues, aber das, was es ist, durch und durch, tief empfunden, erlebt, erlitten.
Auf diesem Album stimmt jeder Ton. Keine falsche Bewegung. Das Instrumental „Boffyflow And Spike“ swingt als irischer Volkstanz daher, Dudelsack-Modulation zu jazzgetönten Gitarren-Fransen. Morrison veräußert, was er verinnerlicht hat: Irish Folk, Jazz, R&B, Blues, Gospel, Stax, Fernöstliches. Eine stilistische Weltreise mit erlebnisreichen Begegnungen. Hier schwelen die guten alten R&B-Orgeln, dort dämmern dezent arrangierte Bläser. Hier ist Musik noch Musik und kein Trick aus der Westentasche des Produzenten.
Van Morrison hat eine Stimme, wie sie nur Van Morrison hat – voller Tristesse, Melancholie, eine Kampfstimme, eine Predigerstimme, eine Stimme, die nicht aus dem Hals.
sondern aus dem Herzen kommt.
„Tore Down A La Rimbaud“ ist eine Sehnsucht aus Bildern, Farben, Worten, Visionen und Alpträumen. Zwei der insgesamt drei Fremdkompositionen – „What Would I Do“ (Ray Charles) und „If I Only Knew“ (Mose Allison) – sprechen von Liebe und Männern. Andere Themen: die religiöse Wahrheitssuche Morrisons („His Master’s Eyes“, „A Sense Of Wonder“), sein gedämpfter Optimismus in bezug auf die Entstehung eines neuen Menschen („A New Kind Of Man“). Der beste Text ist der, der gar keiner ist: das gesummte, japanisch klingende „Evening Meditation“. Hohe Schule des Gefühls, marticulate speech of the heart.
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