Van Morrison – How Long Has This Been Going On?
Allmählich schließt sich der Kreis: Die Swing-, Jazz- und Blues-Alben aus dem elterlichen Plattenschrank in Belfast und nicht zuletzt die jazzende Mama brachten Van Morrison seinerzeit auf den rechten musikalischen Pfad. Ließ er zu Beginn seiner Plattenkarriere ¿ mit Them – noch rohen Rhythm’n’Blues aus dem heiseren Hals, tauchte er später unter eigenem Namen in einen selbst kreierten musikalischen Kosmos titels „Caledonia Soul Music“ ein, handelte sich den Ruf ein, Diva und bester weißer Blues-Sänger in einem zu sein, und veröffentlichte nebenbei ein Qualitätsalbum nach dem anderen. War’s nun sein 50. Geburtstag Ende August, sein 301’ähriges Plattenjubiläum oder was auch immer: Der alte Grantier ist jedenfalls in diesem Jahr so produktiv wie selten zuvor. Ganze vier Monate nach Veröffentlichung des vorzüglichen Albums DAYS LIKE THIS liegt schon die neue CD, HOW LONG HAS THIS BEEN GOING ON?, vor. Die ist bezeichnenderweise auf dem renommierten Jazz-Label Verve erschienen. Kein Wunder, denn wenig ist hier zu spüren von der für Van The Man sonst so typischen Mixtur aus Folk, Blues, Jazz, Gospel und Soul. Stattd essen gibt’s zur allgemeinen Überraschung Swing der Güteklasse A. „Sinatra statt Chieftains“ lautete scheinbar die Losung am 3. Mai dieses Jahres, als in Ronnie Scott’s Club in London live, aber ohne Publikum ein musikalischer Ausflug in die Dreißiger und Vierziger gestartet wurde. Serviert werden drei umarrangierte Stücke des Meisters („I Will Be There‘, ‚All Saints Day‘ und das fabelhafte ‚Moondance‘), das schon von Frankie-Boy interpretierte ‚That’s Life‘, eine Neufassung des Gassenhauers ‚Jumpin‘ With Symphony Kid‘ und ansonsten (glücklicherweise) nur mäßig bekannte Standards von Gershwin, Arlen/Mercer und anderen begnadeten Song-Schmieden, dazu die beiden Mose-Allison-Klassiker ‚Your Mind Is On Vacation‘ und ‚Don’t Worry Bout A Thing‘, die noch am ehesten der Rockmusik zuzurechnen sind. Alles andere als eine abenteuerliche Expedition in neue Musikwelten also, aber allemal ein exquisites Hörvergnügen. Zumal Morrison wieder einmal prächtig bei Stimme ist und sich die Liste seiner kompetenten Mitstreiter liest wie ein „Who’s who“ der britischen Jazzszene, allen voran Langzeitbegleiter Georgie Fame und Ex-Soft Machinist Alan Skidmore, dazu Van-Veteran Pee Wee Ellis und weitere Größen. Und so stimmt denn auch vieles: Die Rhythmusgruppe swingt, die Orgel schiebt, Bläsersätze und Soli sitzen. Nach Gitarren sucht der Mensch vergeblich, dafür greift beim finalen ‚Heathrow Shuffle‘ der Chef mal wieder selbst zum Hörn. Kleines Manko bei aller guten Laune: Mitunter mischt sich ein Hauch von Routine in die Spielfreude. Dennoch: Für Morrison-Liebhaber ist HOW LONG HAS THIS BEEN GOING ON? ein Pflichtkauf, für andere ein durchaus lohnendes Kür-Konzert.
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