Various Artists :: Poor Boy: Songs Of Nick Drake

Denkmal und Expedition: Wieder wagt sich ein Verein aus der zweiten Reihe an die Songs des genialen Liedarchitekten.

Es ist ebenso seltsam wie nachvollziehbar und enttäuschend immerzu: Das ultimative Nick-Drake-Coverversionenalbum ist bis dato nicht erschienen. Dem genialen Songwriter (der 1974 im Alter von 26 Jahren an den Folgen einer Überdosis Antidepressiva starb) bleibt vorbehalten, seinen Ruhm posthum fast im Alleingang zu mehren. Da können Paul Weller, Badly Drawn Boy und R.E.M. Drake endlos zum größten Sänger und Liedarchitekten ausrufen, es wagen sich fast ausschließlich Musiker aus der zweiten Reihe an Coverversionen der feinst gesponnenen Lieder Drakes. Die vor fünf Jahren erschienene Zusammenstellung In Search Of A Master In Search Of A Slave war der Versuch, Drake mit den Mitteln des deutschen Indie-Rock Tribut zu zollen (Blackmail, Scumbucket, Miles u.a.). Was zu etwas länglichen, stellenweise bizarren Ergebnissen führte. Poor Boy? – Songs Of Nick Drake erscheint auf dem kleinen kanadischen Songlines-Label, das sich zwischen Jazz, zeitgenössischer Klassik und Neuer Musik recht erfolgreich positioniert hat. Die Musiker hier (großenteils aus Vancouver und kaum bekannt) wählen zwei Wege: 1) Denkmal erstellen, Drake erreichen wollen! Ein hoffnungsloser Fall von Fantum. 2) Die besseren Stücke auf diesem Album sind Expeditionen in Drake-verwandte Felder. „One Of These Things First“, der Prototyp unter seinen sanften Popsongs, ist in der Version von Chris Gestrin und Simon Fisk Basis für eine kurze, verblüffende Improvisation an Piano und Baß. Die siebenminütige Bearbeitung von „Three Hours“ entwickelt eine Idee über das Original hinaus, die kaum beschrittene Wege zu Drake zeigt. Vielleicht diesen: Nick Drake war ein großer Bewunderer Billie Holidays und entwickelte eine Phrasierung, in der er seine Art von Jazz erfand, Poor Boy hat so seine Momente. Man sollte dieses Album nur nie im Zusammenhang mit Nick Drake hören.