Victor Bailey – Lowblow

Der Bass läßt nicht viele seiner Spieler zu Helden werden. Im Rock schon gar nicht, da bleibt für den Bassisten meist nicht mehr übrig als die Rolle des maulfaulen Sonnenbrillen-Coolios; eher vielleicht noch im Jazz, wo Charles Mingus die Blaupause für den vielfältig talentierten Bassisten lieferte. Victor Bailey bewegt sich zwischen beiden Genres. So ist aus ihm (noch) kein Star geworden, weit mehr als ein Sideman ist er jedoch in jedem Fall. Neben seinen Aktivitäten an der Seite von Joe Zawinul (erst bei Weather Report, dann bei Zawinuls Solo-Projekten), bei Steps Ahead und anderen 80er Fusion-Helden wie Bill Evans oder Lenny White, spielte Bailey auch schon für Madonna und Chaka Khan. Diese „umfassende Bildung“ hört man LOWBLOW, Victor Baileys zweitem Solo-Album nach dem 1990er BOTTOM’S UP, auch an. Auch den ausgefeiltesten Track versucht der Bassist in eine Form zu gießen, die ihn geschmeidig und kompakt aussehen läßt. Aber unter der groovenden Oberfläche lauern vertrackte Arrangements. Trotz der Stringenz verzichten die Stücke nicht auf durchdachte Spielereien. Victor Baileys Bass gibt den Ton an, und seine Begleiter folgen ihm. Das Ergebnis ist ein zeitgemäßes Jazz-Highlight, mit dem sich eine längere Beschäftigung lohnt.