Welcome To Sarajevo
Es bereitet keine Freude, diesen Film zu sehen – und das soll es auch gar nicht. WELCOME TO SARAJEVO will aufrütteln, indem er den Versuch unternimmt, das Unzeigbare zu zeigen. Wie seine amerikanischen Vorbilder aus den 8oern – SALVADOR, UNDER FIRE, KILLING FIELDS und EIN JAHR IN DER HÖLLE – ist diese Momentaufnahme aus dem Zentrum des Balkankriegs ein Film voll ehrlichem Zorn, Leidenschaft, Wut und Verzweiflung. Es ist ein Film, der an die Nieren geht, denn Michael Winterbottom legt seine Finger in eine offene Wunde, in der das Blut noch nicht getrocknet ist. Anders als Milcho Manchevskis Meisterwerk BEFORE THE RAIN betreibt Winterbottom keine Ursachenforschung, sondern zeigt die erschütterte Ohnmacht des Beobachters aus unmittelbarer Nähe, wenn er seine emotional aufgewühlten Szenen mit realen Kriegsbildern vermischt. Nach Motiven des Journalisten Michael Nicholson, der 15 Jahre von den Krisenherden der Welt berichtete, erzählt der Brite die Geschichte eines Berichterstatters, der sich aus seiner berufsbedingten Passivität löst und ins Geschehen eingreift, indem er eine zehnjährige Vollwaise aus Jugoslawien nach Großbritannien schmuggelt. WELCOME TO SARAJEVO, gedreht vor Ort in der ausgebombten Stadt, aus der sich die letzten Rauchschwaden des Dauerfeuers noch nicht verzogen haben, ist randvoll mit Bildern des Grauens, der unvermittelten Gewalt. Es sind die kleinen Momente, die diesem Film seine Klasse verleihen. Und wer nicht glaubt, daß man hier Zeuge von klassischem Cinerna direct wird, der sollte den Abspann aussitzen. WELCOME TO SARAJEVO ist wohl der erste Film der Geschichte, bei dem ein Minenexperte die Drehorte vor explosiven Überraschungen sichern mußte.
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