Whitesnake – Slide It In

Wenn es die Liebe in allen Schattierungen nicht schon längst gäbe, müßte man sie erfinden. Und seis auch nur zu David Coverdales Vergnügen, der auf seinem neuen Album alles und von allen Seiten beleuchtet, was sich auf hübschen Beinen bewegt. Es mag für sensible Ohren obszön klingen, wenn der Altmeister des Sex n‘ Rolls seine zahllosen Erfahrungen offen und ungeschminkt schildert. Doch er ist beileibe kein Protz, sondern eher einer, der – wie in „Hungry For Love“ – sein Bitten und Fordern mit Humor verbindet, sich manchmal aber auch mit hämischem Grinsen verabschiedet. Ihm geht’s immer ums Ganze, um „All Or Nothing“, so der Titel eines Songs.

Sex ist jedoch nicht das einzige Thema dieser klassischen Scheibe. Auch musikalisch laufen alle zur Hochform auf und liefern sich erbittert mitreißende Duelle auf wechselnden Positionen und mit eindrucksvollem Ausgang. Nicht ein Instrument, abgesehen von Good Old Lords Keyboards, tritt auf der Stelle oder läßt sich von Davids ausdrucksstarkem Gesang an die Leine legen. Jeder (und das heißt auch Micky Moody und Colin Hodgkinson, die nach der LP durch Ex-Thin Lizzy Gitarrist John Sykes und den heimgekehrten Neil Murray am Baß ersetzt wurden), hat seine Freiheiten im Spiel und nutzt sie auch, ob hard, bluesig oder weich.

Selbst Cozy Powell, genannt Napoleon Blown Apart, kurz „The Rattler“, hat endlich die Brechstange früherer Tage vergessen und seine Sticks und Drums dafür mit Adrenalin gefüttert.

Beweglichkeit, zwei naßforsche Gitarren, die den Vordergrund besetzen, eine große Stimme voller zynischem Charme und ein Sturmund Drang-Drummer, der in „Slow An 1 Easy“ glorreiche Led Zeppelin-Zeiten aufleben läßt, sind Trümpfe von zeitlosem Wert.