Whitney
SMALL TALK
Whitney/Membran (VÖ: 7.11.)
Der Vintage-Pop des Duos segelt hinein in den Laurel Canyon.
Am Anfang hören wir einige Klavierakkorde. Es ist nicht so, dass die schief klingen würden, aber doch so, als wäre das Instrument ein paar Jahre nicht mehr gespielt worden, zuletzt vielleicht in den 1970er-Jahren. Dann folgt dieser typische Whitney-Gesang, irgendwo zwischen Soft Pop und dem mittleren Neil Young. Erst nach einer Strophe gesellen sich andere Instrumente hinzu, wird das Ganze runder, schwelgerischer.
„Silent Exchange“ heißt der Opener des neuen Albums des Duos aus Chicago, und ausgetauscht wird in ihm wenig. Vielmehr macht er klar, dass das Duo Julien Ehrlich und Max Kakacek für SMALL TALK so viel nicht geändert hat. Nach wie vor frönt es einem Sound, der auf zwei Säulen ruht. Einmal hört man da den Laurel Canyon raus und den Moment, in dem von Kalifornien aus ab der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre Folk Einzug in den Pop-Mainstream fand, was schließlich noch einmal zehn Jahre später in Yachtrock mündete. Ebenso wichtig ist aber der wiederum davon beeinflusste Indie der Zeit um 2000, also Elliott Smith oder Beachwood Sparks.
Eine kleine Fußnote muss man indes setzen: Ohne externen Produzenten aufgenommen, verströmen die Songs eine Unmittelbarkeit, die auf dem Vorgänger SPARK (2022) so nicht zu hören war. Diese schiebt das Album wiederum noch weiter in die Vergangenheit, hin zu obskuren Soundzauberern der Zeit wie Curt Boettcher oder Gary Usher. Die sagen Ihnen nichts? Nicht so schlimm, können Sie ja bei Gelegenheit nacharbeiten. Erfreuen Sie sich erst mal an neuen Whitney-Juwelen wie der Roadtrip Vignette „In The Saddle“, dem Western-Rock von „Dandelions“ oder dem stellenweise schmetternden „Evangeline“, auf dem nicht nur die wunderbare Madison Cunningham, sondern auch das schönste Saxofonsolo des Albums zu hören ist.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.


