Wir Sind Helden – Von hier an blind :: Herzlich, menschlich, richtig

Die Produktion des Helden-Debüts war dem Kollegen am Nebentisch etwas zu „Ideal-mäßig“. Lange nicht so „Ideal-mäßig“ wie MIA. zwar, aber doch für viele Anlaß genug, irgendwo in die zugehörige Plattenkritik „NDW“ in die Tasten zu hacken. VON HIER AN BLIND flüstert einem in Klang, Anmutung und Judiths Hauch mit feinem Kieks und Reibekuchen-Konsonanten nun wieder so eine 8oer-Jahre-Assoziation herüber: „Neeena!“ flüstert sie, die Assoziation. Da muß man aber fragen: „Nena, war die jemals richtig gut?“ Ehrlich gesagt: nein. Aber keine Angst, es ist ja nur ein Flüstern. Allerdings, und daß will einem dieses „Nena“ am Ende der Reise mit der Gedanken-Assoziations-Maschineeben sagen, muß einem bei aller Zuneigung klar sein, daß Wir sind Helden dem Pop und Rock in fest vorgefertigten Formaten Folge leisten. Das sagt nichts über ihr sehr feines Gespür für Melodien, ihre findige und vor allem jederzeit inhaltlich gedeckte Reimerei und phantasievollen Phrasierungen, das besondere Gefühl für Kompaktheit, welches aus Popsongs Pophits macht. Grundsätzlich gilt aber: Man sollte eben auch wissen, was man von den Helden nicht erwarten darf- Überraschungen über kleine „Ups!“ hinaus (zum Beispiel: „Ups, Swing!“), Gitarrensoli, die auch mal falschherum in die Einbahnstraße rauschen, Arrangement-Ideen, die nicht Rüssel-an-Schwanz durch die Lieder wandern. Ist das zu hart für so Herzliches, Menschliches, Richtiges? Mag sein, aber zum Anbandeln mit diesen Liedern braucht ja wohl auch keiner eine Anleitung, oder? So oder so: Am Ende kann man die Helden ja doch nur ins Herz schließen für das, was man trotzdem von ihnen bekommt. Vor allem Judiths offensive Texte erreichen weiterhin direkt jeden, der Aufrichtigkeit, Stolz und Bescheidenheit als wichtigstes Lebens Werkzeug griffbereit hält – und an Liebe glaubt als Antrieb und Ziel für all die vielen Dinge, bei denen Werkzeug nicht hilft. Nicht zuvorderst schlau soll der Mensch sein, sondern wach. Dann kommt man vielleicht auch selbst drauf und erhebt die (natürlich am liebsten so charmante) Stimme. Zu rufen gibt es genug: Quoten-Mädchen, zieht euch was an! Plattenfirma-Zuhälter, Finger weg von unseren Liedern! Geht auseinander, ihr Um-jeden-Preis-der-Welt-Pärchen! Neben solchen Statements vermögen die vier aber auch in neuer, ernster Qualität der Melancholie und Momenten von großen, aber eben auch ehrlichen Treueschwüren und Beichten Worte und mollerne Akkorde zu geben, die auch nicht immer neu und schräg und fürchterlich crazy sein müssen. Diese Schwüre und Beichten sind es schließlich auch nicht. Ganz im Gegenteil.

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