Zeltingerband – Voila! Leck ens am Arsch …

Rheinischer Proltrock-Pionier mit einer schweißdampfenden Live-Werkschau.

„Ich bin ein Asi mit Niwoh, lese Lyrik auf dem Klo“ – mit Zeilen wie dieser ließ Jürgen „De Plaat“ (deutsch: „Die Glatze“) Zeltinger in den frühen achtziger Jahren erstmals auch außerhalb der rheinischen Tiefebene aufhorchen. Der Mann war ein Pionier – gleich in mehrerlei Hinsicht: Er stand öffentlich zu seiner Homosexualität. Jahrzehnte bevor auch andere Promis das Selbst-Outing cool zu fanden begannen, er stand zu seiner proletarischen Herkunft und seinem proletarischen Lebensstil, lange bevor bestimmte Medien den Proll-Chic salonfähig machten, und er verband Punk mit Witz und Spaß deutlich vor der ersten bundesrepublikanischen Funpunk-Welle. Lange ist es jetzt vergleichsweise still gewesen um den Mann mit dem stattlichen Lebendgewicht, den unverblümten bis hintersinnigen Songtexten und der Vorliebe für unkomplizierten Geradeaus-Rock. Aber sein Ding hat Jürgen Zeltinger in der Zeit dennoch durchgezogen und ein treues Stammpublikum dabei wohl als sicheres Fundament gehabt. Zum 25-jährigen Jubiläum seiner Zeltingerband meldet sich das Original aus Köln, diese nunwahrlich einzigartige Mischung aus Rainer Calmund, Roger Chapman, einem Gossenpoeten, einem Gay-Rights-Aktivisten und einer Vorstadt-Schlampe, mit einem etwas eigenartig zusammengesetzten Album zurück: Zuerst serviert uns „Der Chef“ vier neue Studiostücke (darunter den Uralt-Schlager „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“), danach gibt’s in 19 knalligen Live-Tracks eine Art Retrospektive. Musikalisch ist der von Gitarrist Alex Parche produzierte Mitschnitt komplett überraschungsfrei: Hier ist die reine Lehre aus geradlinigen Beats, strammen Riffs und bierseligen Chören gefragt. Das könnte deprimierend klingen mit seinem förmlich aus den Boxen dampfenden Duft aus schalem Alk und Männerschweiß, hat aber dann immer wieder seinen ganz eigenen Charme, der nicht zuletzt aus einer Aura von fast schon rührender Unverdrossenheit resultiert. Opportunisten sind hier nicht am Werk! www.zeltingerband.de