Ritchie Blackmore geht eigene Wege


Gitarren-Dämon Ritchie Blackmore, wichtigster Mann von Deep Purple, hat sich selbständig gemacht. Schon vor der großen Deutschland-Tournee von Deep Purple stand es fest: Ritchie geht solo. Ob und wie lange Ritchie noch mit Deep Purple zusammenspielt – das steht in den Sternen.

Im März produzierte Ritchie Blackmore zusammen mit Sänger Ronnie Dio und drei weiteren Musikern der amerikanischen Formation ELF im bekannten Münchner ‚Musicland“-Studio sein erstes Solo-Album. Gleichzeitig mit dem LP-Titel hat sich Ritchie auch schon auf einen Namen seiner zukünftigen Gruppe festgelegt: Ritchie Blackmore’s Rainbow. „Ich habe nie daran gedacht, eine Solo-LP aufzunehmen – bis ich mit Ronnie zusammentraf. Schon vor den Auftritten in Deutschland spielte er mit seiner Gruppe ELF bei unseren verschiedenen Tourneen in England und Amerika im Vorprogramm.“

Ritchie: Bei Sängern sehr wählerisch

„Ronnie hat eine großartige Stimme“, schwärmt Ritchie von seiner neuen Entdeckung. „Ich bin ein Perfektionist und habe sehr eigensinnige Vorstellungen von einem Sänger. Doch mit Ronnie bin ich sehr zufrieden. Er arbeitete früher als Trompeter in einem Orchester, und deshalb weiß er auch mit seiner Puste sehr gut umzugehen. Er kann nach Noten singen und interpretiert meine Stücke, wie ich sie selbst singen würde – wenn ich es könnte … Ronnie und ich haben alle acht Stücke der LP gemeinsam geschrieben. Es ist genau das, was mir schon immer vorschwebte – eine sehr schöne Klangverbindung von Jimi Hendrix, Deep Purple und klassischen Elementen. Einige Passagen werden an Johann Sebastian Bach erinnern, denn ich bin ein großer Verehrer dieses klassischen Meisters.“

Einflüsse aus dem Mittelalter

Ritchie: „Außerdem interessiere ich mich sehr für die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts, und so habe ich beispielsweise auch eine neue Version des traditionellen ‚Greensleeves‘ aufgezeichnet. Neben ‚Greensleeves‘ finden sich in vielen anderen LP-Tracks mittelalterliche Einflüsse.

Wir spielen oft in Anlehnung an überlieferte Klangmuster – ohne dabei typisch klassisches Piano oder Streicher zu verwenden. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden es ist etwas völlig Neues.“ Ritchie Blackmore hat seine Spielfreude wiederentdeckt. Wie es allerdings mit Deep Purple weitergeht, daran wagt er kaum zu denken. Während der Studioaufnahmen hat sich Ritchie deshalb völlig von der Außenwelt abgeschirmt.

Auch für die Purple-Kollegen blieben die Pforten zum ‚Musicland‘ geschlossen

Bissiger Kommentar von Purple-Drummer Ian Paice bei einem privaten Besuch in München: „Ich hätte gerne einmal bei Ritchie im Studio vorbeigeschaut – aber der hat mich ja nicht einmal reingelassen …“ Ritchie zuckt die Schultern. Zum Thema Deep Purple fällt ihm sowieso nichts mehr ein: „Das ist nur noch Routine. Sieben Jahre beinahe ununterbrochener Tournee-Streß und regelmäßige Plattenproduktionen – das ist genug.“ Und wenn in den nächsten Wochen Ritchie’s Solo-Album erscheint, dann hat er sich vielleicht schon ganz von Deep Purple losgesagt und plant einen neuen Start mit seiner Gruppe ‚Rainbow‘.

Ritchie: „Es kommt nur auf die Leute an. Wenn es ihnen gefällt…“