Robert Görl


Dreißig Minuten vom Band sind schon voll, und Robert Görl redet immer noch. So viel hat er früher bei DAF nicht gesagt, da hat er sich auf Gabi verlassen. Doch die Flitterwochen sind vorbei Auch wenn Roberts Single „Mit Dir“ heißt, geht jeder seinen Weg. „Wir wollten beide etwas Neues, aber nichts mehr gemeinsam machen. Wie eben jede Beziehung verliert auch eine so lange Freundschaft mal an Intensität. Früher lebten wir ja wie ein Pärchen zusammen in einer Wohnung Doch dann lernte jeder andere Leute kennen, machte neue Erfahrungen, und das war im Prinzip schon das Ende.“ Robert wohnt jetzt in Düsseldorf und übt sich in Selbständigkeit. „Ich trennte mich von Agenten bis Produzenten, es waren wirklich jede Menge Trennungen in letzter Zeit.“ Und Erfahrungen: z.B. mit der Plattenindustrie, die sich eher abwartend verhielt. „Sie haben bereits alles eingekauft, und die Zeichen stehen inzwischen auf Stop. Ausgerechnet ich habe das zu spüren bekommen. Das sehe ich nicht ein, dazu bin ich vielleicht zu arrogant.“ So kam die Single im Februar statt vor Weihnachten. Und sein erstes Album wird nicht vor Sommer erscheinen. Daß er den Wettlauf mit der Zeit verloren hat, ärgert Robert: „Virgin hat gezögert, weil sie an eine endgültige Trennung von DAF nicht so recht glauben wollten. Und natürlich, weil erst mal Gabis Solo-LP zum Vergleich anlag. Auch andere Firmen betrieben dieses Abwarte-Spiel, weil ich kein Konzept für eine LP etc. vorlegen wollte.“ So ist Robert bei der alten DAF-Firma Mute Records gelandet. A- und B-Seite („Berührt/ Verführt“) der Single sind von Robert allein auf einem Computer eingespielt. Und er singt selbst, auf der B-Seite von einem Mädchen aus Bonn unterstützt. „Schlagzeug werde ich nicht mehr spielen, das hat sich erledigt, zumindest auf der Bühne. Und für die Tournee, die noch vor den Sommerferien laufen soll, werde ich ein paar Gäste mit auf die Bühne bringen, die Funktionen erfüllen, optische und an verschiedenen Bedienungsapparaten.“ Daß mir die beiden Songs wie eine Soft-Version von Gabi Delgados DAF-Matenal vorkommen, konnte ich Robert an dem Tag nicht sagen, weil die Platte noch nicht vorlag. Leider bleibt er auch mit den Texten an Gabis Kürzelsprache kleben. Vielleicht sollte man das Album abwarten, vielleicht braucht Robert mehr Zeit, um sich von den DAF-Strukturen freizuspielen. Die Neue Deutsche Welle jedenfalls ist für ihn, in eine neue Phase eingetreten: „Den Abschluß einer gewissen Zeit haben wir sicher durch unser Statement, Schluß zu machen, mit eingeläutet. Wir waren ja nicht die einzigen, denen Zweifel gekommen sind. Jetzt verschieben sich die Dinge, es ist Zeit für einen Neuanfang.“