Robert Plant


„Flower-Power is back!“, überschlägt sich mein englischer Freund Chris fast vor Freude. Er muß es ja wissen, immerhin kennt er Robert Plant noch aus Prä-Zeppelin-Zeiten, als die beiden noch in einer Band muckten. Hat also durchaus was zu sagen, wenn ihm nach gut einer halben Stunde die Ohren glühen und er bemerkt, daß Robert so gut wie an diesem Abend schon lange nicht mehr in Form gewesen sei.

Ich glaube es ihm unbesehen, der Kerl macht wirklich was her. Obwohl, na ja, verschrobene Ideen hat er ja doch irgendwie. Gegen „Breakfast In Bed“ ist im Prinzip nichts einzuwenden, aber muß diese Einladung denn gleich für Hunderttausende sein? Zumal nur knapp 3000 Leute überhaupt anwesend sind. Die allerdings kommen der Einladung mit Freuden nach und jubeln bereits, sobald da oben auf der Bühne auch nur jemand ¿

einen Furz läßt. Ein gefundenes Fressen für die alten und neuen Hippies im Saal, die sieh mal wieder so richtig freuen dürfen.

Hab ich „Hippies“ gesagt? Richtig, das bemerkte ja Chris schon: Die Hippies sind wieder groß im Kommen, mit Flower-Power und Love & Peace auf den Lippen. Und Robert Plant steht an vorderster Front, mit einer Art Psychedelic-Dia-VHS-Video-Show, farbenprächtigen Regenbogen-Lights und begnadeten Musikern im Gefolge. Jeder einzelne von ihnen ist sein Geld mehr als wert, der Gitarrist allerdings noch um einiges werter. Und so soll’s ja auch sein.

Die ganze Performance hat Klasse, die Songs ebenso, selbst wenn zwischendurch mal die eigene Vergangenheit dran glauben muß und „Immigrant Song“ geschrammelt wird. Robert, Robert, du bist auf deine reifen Tage noch mal so richtig unverschämt gut geworden.

Atmosphäre in der Philipshalle? Selten genug. An diesem Abend aber ist sie fast mit den Händen greifbar. Okay. Plant hat seine Magie nie ganz verloren, so ausgeprägt wie bei diesem Konzert war sie aber dennoch schon lange nicht mehr. Davon profitieren vor allem Songs wie „She Said“, „I Cried“ oder „Liar’s Dance“. Nur einen Zeppelin-Klassiker verkneift er sich mit voller Absicht: „Stairway To Heaven“.

Mit dem mögen sich die Led Zep-Epigonen schmücken – ein Robert Plant schlägt seine Klientel auch so unweigerlich in seinen Bann.