Rock-Oper über Hitler


Deutschlands schlimme Vergangenheit ist für das Showbusiness ein umsatzträchtiges Spielzeug. Etliche Musiker schmücken sich mit Hakenkreuzen, Kiss bedienen sich der SS-Runen, Chris Farlowe sammelt Nazi-Acessoirs und handelt sogar damit, Roderick Falconer schlüpfte für seine LP „A New Nation“ in eine Nazi-Ausgehuniform und Bowie hält Adolf Hitler für einen fantastischen Showstar.

Daß nun die Zeit reif sei für eine Rockoper über den Mörder von sechs Millionen Juden, fanden die ehemaligen Parcival-Musiker Lothar Siems und Walter Quintus. Sie komponierten und produzierten gemeinsam das „Werk“ „Der Führer – Rock Opera“. Sie spekulieren damit wohl eher auf den amerikanischen und den englischen als auf den einheimischen Markt, deshalb erscheint die Rockoper in englischer Fassung. Die Texte stammen übrigens von Lothar Siem’s Ehefrau Gisela.

Die Firma EMI Electrola wird diese LP voraussichtlich Mitte September veröffentlichen. Wie es heißt, soll sie gleichzeitig auch in den USA herauskommen. Produziert wurde sie in den Hamburger Rüssl-Studios des Otto -Managers Hans Otto Mertens. Mitwirkende sind neben zahlreichen Studiomusikern Neil Landon als Hitler, Randy Pie-Sänger Peter French als Goebbels, die englische Sängerin Marty Webb als Eva Braun und- der Sänger Ian Cussick gleich in drei Rollen: als Weissager, als Soldat in Stalingrad und als Gegenspieler Hitlers. Karl Allaut spielt Gitarre, Bertram Engel Schlagzeug und Adrian Askew singt, spielt Gitarre und Keyboards.

Das ganze gilt als Versuch einer relativ wertfreien Darstellung der Person Adolf Hitlers und der gesellschaftspolitischen Situation, die ihn förderte. Welche Reaktionen die Autoren darauf zu erwarten haben, daß gerade sie als Deutsche dieses Thema gewinnbringend ausschlachten wollen, bleibt allerdings abzuwarten. Einen Vorgeschmack kann ihnen die ME-Redaktion schon geben: Wir finden das, was sie da machen, zum Kotzen. Die Rockmusik ist sicher nicht erfunden worden, um das Lebenswerk eines faschistischen Verbrechers zu illustrieren. Aber Geld stinkt ja bekanntlich nicht.