Roger Waters: New Jersey, Arts Center


ALS PINK FLOYDS DUNKLER VISIONÄR setzte er Rock-Meilensteine, um den Solo-Künstler Roger Waters war es in den letzten Jahren aber still geworden. Doch jetzt tut sich was: Waters hat eine Oper geschrieben, demnächst soll ein neues Studioalbum erscheinen, und nach zwölf Jahren Bühnenabstinenz geht der mittlerweile 55jährige wieder auf US-Tour. Punkt acht Uhr steht er vor den knapp 20.000 Fans. Die Haare ergraut, die Falten tiefer, der Blick schwermütig wie eh und je, eröffnet er sein Comeback mit dem Song „In The Flesh“ aus seinem opus magnum „The Wall“ und der altbekannten „Arm- und-Hammer“-Bewegung. Der alte Trick zieht noch – sofort gibt es im Publikum Nachahmer, die enthusiastisch gegen eine imaginäre Mauer hauen, wie sie es schon vor 20 Jahren getan haben. „The Thin Ice“, „Another Brick in The Wall“ und „Mother“ kommen Schlag auf Schlag, ohne die von Pink Floyd gewohnte Pyroshow, doch in einem grandiosen Sound, den auch der hinterste Fan bis in den kleinen Zeh spürt. Eine kleine, winzig kleine Explosion gibt’s dann doch, als Intro zu „Get Your Filthy Hands Off My Desert“von „The Final Cut (seinem letzten Album mit Pink Floyd von 1983), das nahtlos in „Southhampton Dock“ übergeht. Und ein bißchen Show darf’s auch sein? Während des Keyboardsolos zu „Dogs“ verziehen sich Waters und sein Gitarrist Doyle an einen Tisch im Bühnenhintergrund und spielen im Schein der Lavalampe Karten. Beim epischen „Shine On You Crazy Diamond“ gönnt Waters sich im Hintergrund eine Tasse Tee, während vorne Soli stattfinden. Und zu „Wish You Were Here“ wird überlebensgroß das Konterfei von Syd Barrett auf eine Leinwand projiziert-einen Hang zum Pathos hatte Waters ja schon immer. Drei Stunden lang beglückt er so die Fans mit Pink Floyd-Material und Solo-Songs aus den Alben „Radio K.A.O.S.“ und „Amused To Death“ und kommt nach über 30 Songs noch für eine Zugabe („Brain Damage“,“Eclipse“und eine Akustikversion von „Comfortably Nlumb“) zurück, bevor er sich verabschiedet: „Thank you. I had fun!“ Ein Spaß, der den deutschen Fans vorerst versagt bleiben wird: eine Europatour ist bislang nicht geplant.