„Russel Von Bloc Party Ist Ein Mieser Küsser!“


Patrick Wolf erzählt auf seinem recht düsteren vierten Album THE BACHELOR von einem Jahr voller Exzesse und Selbstzerstörung.

Patrick Wolf ist einer der spannendsten Solokünstler seiner Generation – nicht zuletzt wegen seiner Selbstdarstellungskünste. Beim Photoshoot macht er gerade noch betend gen Himmel blickend die Nonne, im nächsten Moment schlingt er sich ein Tuch um den Kopf und posiert als Terrorist. Für jedes seiner nun vier Alben schlüpfte er in eine andere Haut, doch von Kunstfiguren will der Londoner nichts wissen: “ Das bin immer ich keine Charaktere, die ich spiele. Der visuelle Aspekt meiner Alben ist mehr eine Übersetzung der Musik. Und hat viel damit zu tun, was in mir vorgeht… momentan fühle ich mich nun mal wie Debbie Harry!“

THE BACHELOR ist für Wolf spirituell und stilistisch eine Rückkehr zum Debüt LYCANTHROPY von 2003. Das Cover ziert ein düsteres Update des Jungen von damals, ein Bild, das “ Geh weg!“ schreien soll, sagt Wolf. “ Es war mir damals egal, ob ich Platten verkaufe, ob die Leute meine Sachen mögen. Mit THE MAGIC POSITION wollte ich dann unbedingt berühmt werden THE BACHELOR ist jetzt wieder eine Kampfansage: Ich will die Leute vor den Kopf stoßen. Darum sollte BATTLE ursprünglich auch komplett von Alec Empire produziert werden. “ BATTLE ist der Titel des Doppelalbums, dessen erste Hälfte THE BACHELOR darstellt. Im Gegensatz zu Teil zwei THE CONQI’EROR der sich mit der Beziehung zu Wolfs neuem Lebensgefährten William befasst und im September erscheinen soll -, behandelt THE BACHELOR die destruktive, düstere Zeit, die Wolf nach seiner Welttournee 2007 erlebte. „Ich fühlte mich, als wäre alles Leben aus mir herausgesaugt. Ich nahm sehr viele Drogen und hatte viel Sex wie um den Reset-Knopf an meinem Körper und mich selbst zu finden.“ Viele der Songs beschreiben diese Zeit, wie die von Alec Empire produzierte Single „Vulture“. Darüber hinaus thematisiert Wolf auch sehr Persönliches: „Who Will“ handelt vom Tod seiner Tante, „The Sun Is Often Out“ vom Selbstmord eines Freundes. „Alecs Produktion war sehr überbordend, wie ein Meer aus Lärm, das den Hörer ertränkt. Darum habe ich mich für eine optimistischere, akustische Version entschieden.“

Nach dem Interview malt Wolf eine silberne Schildkröte ins Tagebuch des Autors, in dem sich jeder interviewte Musiker bisher verewigte – außer der schüchterne Rüssel Lissack. „Rüssel, von Bloc Party„, fragt Wolf. „Pff, der ist ein mieser Küsser. Er hat immer rumgeheult, er wäre sich unsicher, ob er nicht vielleicht bi sei, und da meinte ich: ,Na, dann küss mich halt mal!‘ und er war miserabel!“ Ist der nicht verlobt mit der Sängerin seines Nebenprojekts? Patrick Wolf grinst kokett: „Ach, du weißt doch, wie die Leute sind, wenn ich in der Nähe bin!“ www.patrickwolf.com