Simon & Garfunkel München, Olympiastadion


Zum 48. Jahrestag ihres Hickhacks tun sich die zwei Schulfreunde ein letztes Mal zusammen. Und rühren noch an.

Da ist sie wieder, die alte Frage: Warum geht man zu einem Reunion-Konzert von Simon & Garfunkel? Was erwartet man? Hoffentlich nicht, dass die zwei berühmtesten alten Schulspezl’n der Welt noch einem ihrer Songs etwas hinzuzufügen haben oder hier gar irgendetwas bereichernder klingen wird als auf den Platten daheim. Dazu ist schon der Sound in weiten Teilen des Olympiastadions zu skandalös schlecht. Auf dem Papier ist ein Reunion-Konzert von Simon & Garfunkel ein klassischer Anlass, um aus Respekt vor den alten Helden zu Hause zu bleiben. Was uns zur wichtigeren Frage bringt: Warum geht Paul Simon zu einem Reunion-Konzert von Simon & Garfunkel? Man weiß um die Ego-Zwistigkeiten, die das Duo schon zu seinen Hochzeiten in den 60ern erbeben ließen. Wie Simon bei der ersten großen Reunion in New York vor 23 Jahren litt, weil er doch ganz andere Ambitionen hatte. Da ist Art Garfunkel. von dem man ahnt, dass er kein Problem damit hätte, wenn ewig 1981 wäre; er trägt ja sogar die selben Klamotten wie damals im Central Park. Aber Simon? Wenn man sich nur von dem Gedanken losmachen könnte, dass er es schrecklich findet, wie er da steht, seit fünf Songs, schütterhaarig und wortlos, neben dem plaudernden Garfunkel. Der erzählt jetzt davon, wie sie sich damals kennen lernten, mit elf. bei einer Schultheateraufführung. Das sei dieser Tage also der 50. Jahrestag dieser Freundschaft, die ihm so viel bedeute. Und jetzt spricht Simon endlich, nuschelnd, und ein milder, erfrischender Sarkasmus blitzt auf: ja, das stimme, mit elf. Zwei Jahre später hätten sie dann schon angefangen zu streiten, insofern sei das zur Zeit auch der 48. Jahrestag ihrer Streitereien. Diese Ansage macht er zwar seit zwei Monaten jeden Abend, aber sie bricht irgendwie den Bann.

„Jetzt streiten wir nicht mehr , fährt er fort, „wir sind erschöpft. “ Erschöpft und entspannt. Vielleicht haben sie so alt werden müssen, damit es noch einmal klappen kann bei den old friends, to share a Fußballstadion quietly. Und ein. tja, Hitfeuerwerk abzubrennen. Der ein oder andere schale Bierzelt-Stimmungsausbruch ist an solchen Nostalgieabenden für die ganze Familie unvermeidlich, meist wenn die siebenköpfige Mucker-Band bei Songs wie „Hazy Shade Of Winter“ und „El Condor Pasa“ allzu sehr vom Leder zieht, oder beim „Bye Bye Love „-Gemeinschafts-Humpa mit den gelitteten Everly Brothers im Vorprogramm. Aber wenn bei ewigen Kostbarkeiten wie dem Opener „Old Friends“. „Kathy’sSong „, „Scarborough Fair“, „Homeward Bound“ „The Only Living Boy In New York“ und „The Boxer“ die Band in den Hintergrund tritt oder die beiden ganz mit sich allein gelassen werden – Garfunkel singt immer noch wie ein Glöckchen, lässt nur ab und an etwas das Patho schwappen-, sieht man sich mitunter wahrhaftig angerührt. „Now heres on eorly song“. sagt Simon in der Zugabe vor „Leaves That Are Green“ und zuckt die Schultern: „Well, they all are.“ Aber stolz ist er auf die Dinger. Das darf er auch sein.