Singles


Wir klagen an.- Bands wie The Caüing und genau sol-I ehe Singles wie „Wherever I You Will Go“ IBMG Ariola) sind dafür verantwortlich, dass die Rockmusik beim denkenden Menschen den schlechten Ruf genießt, den sie nun mal hat. Diese „neue, energiegeladene Band aus L.A. mit südkalifornischen Wurzeln“ (so verkündet es das Informationsschreiben der Plattenfirma) ist eine billige Kopie von Bush, die ja ihrerseits eine billige Kopie von Pearl Jam sind, die ja ihrerseits kein Mensch mehr braucht. Jede Note, jedes GitarreiiUck, jeder Break, jedes Wummern der Bassdrum bei The Calling ist vorhersehbar, unspannend und ärgerlich. Die Pest!

i Gut, dass es Destiny’s Child gibt. Denn die sind in ihrem püppchenhaften Plastik-Ha-I bitus allemal authentischer als diese ganzen“.New Rock‘-Poser, weil sie sich nicht irgendeiner „ehrlichen“, verschwitzten „Ich-steh-coolund-vor-einer-Backsteinwand-herum“-Tradition verpflichtet fühlen, sondern genauso doof wie Weißbrot rüberkommen, wie sie es wahrscheinlich auch sind. Auch wenn „Nasty Girl“ (Columbia/Sony Music) als fünfte Single aus dem supermega-giga-erfolgreichenSURVIVOR-Album nicht mehr ganz so knackig daher-Stolziert wie etwa Jndependent Women Part i“. „Lieber Destiny’s Child am Arsch als The Calling im Gesicht“, würde mein Mitinsasse Winkler sagen, wenn er nicht, wie jetzt gerade wieder in diesem Augenblick, unter den Auswirkungen seiner chronischen R n‘ B-Allergie zu leiden hätte.

(ikc a prstiff

Wow! Ist ja ein Ding. Ein Bootleg-Vinyl-Remix von Madonnas „Like A Prayer“ I sorgt „in allen Clubs in Europa für ungeteilte Furore“. Das holländische Dance-Projekt Mad’House nimmt die Bootleg-Fassung neu auf. So fucking what, würde „der“ Engländer dazu sagen. „Like A Prayer“ IKontor Records) von Mad’House ist dumpfe, bescheuerte After-Work-Clubbing-Dance-Kackefür gut drauf seiende Endzwanziger, in deren Berufsbezeichnung irgendwo die Buchstabenkombination d-e-s-i-g-n vorkommt. Aber das macht das mediokre Madonna-Original ja auch nicht unbedingt besser.

Kurz durchatmen und weiter geht’s. Eine wichtige Information, die wahrscheinlich für ungeteilte Furore in der Leserschaft sorgen wird, hat Ihnen Ihr Singleskasten-Schreiber in all den Jahren bislang vorenthalten: Er hört und rezensiert nämlich die Singles in alphabetischer Reihenfolge, also so, wie Sie sie hier dann auch lesen. Warum? Keine Ahnung, das ist halt so. Was er Ihnen aber damit sagen will ist, dass es bei der Beurteilung manchmal schon zu leichten Wettbewerbsverzerrungen kommen kann. Dann nämlich, wenn etwa vor „Country Fair“ (Sanctuary/ Zomba) von The Moldy Peaches ein veritabler Scheifldreck wie Mad’House läuft, könnte es sein, dass dieser den nachfolgenden Höreindruck positiv beeinflusst. Aber keine Angst, die Moldy Peaches aus New York in all ihrer LoFi-Folk-Schrillheit und Stereolabishen Niedlichkeit sind wirklich richtig gut. Und wer Texte mit viel „dick“, „pussy“. „fuck“ und „tits“ irre subversiv statt postpubertär findet, ist bei den Moldy Peaches auch gut aufgehoben.

Gerade war die kleine Marta. die Sängerin von Die Happy, hier im Zimmer und hat den Schreiber Ihres Vertrauens ein Viertelstündchen vom vertrauensvollen Schreiben abgehalten. Welche Erkenntnis hat der Besuch gebracht? Der Mensch Marta ist viel niedlicher als die Sängerin Marta und die Musik ihrer Band sowieso. Was auf The Notwist nicht unbedingt zu übertragen ist. Deren Musik ist viel niedlicher als die Typen, die sie machen. Aber Gott sei Dank sind die ja auch nicht hier, sondern nur ihre neue Single. Den Titeltrack von „Pick Up The Phone“ (Big Store/City Slang/Labels/Virgin – hoffentlich lassen sich die bei Labels nicht noch ein paar Unterlabels einfallen, sonst geht uns bald der Platz aus) kennt man ja vom NEON GOLDEN-Album. „Red Room“ dagegen ist ein unveröffentlichter und -schämt guter Ambient-Click’n’Frickel-Track, der wohl auf Consoles Konto geht. Und „This Room“, der „Four Tet & Manitoba Remix“ davon, eine verfranste, zerhäckselte Elektronikumdeutung des Tracks. Dann gibt’s noch das Video zu „Pick Up The Phone“. Aber wer braucht schon Videos/verdammt?

I Ja, was geht denn heute? Die berühmten Menschen geben sich die Klinke in die Hand in der Redaktion. Gerade war Christian Seidl hier, angesehener Rock-’n’Roll-Beschreiber und in Südbayern als einer der größten Fans einer Band bekannt, bei der die beliebte „Wer braucht schon‘-Frage von oben noch nie so wertvoll war wie heute: Oasis. Die Brüder Gallagher sind mit „The Hindu Times“ IHelter Skelter/ Epic/Sony Musicl auf einer neuen Entwicklungsstufe angekommen. Früher haben Oasis nur die Beatles kopiert, mittlerweile kopieren sie die Oasis, die die Beatles kopieren. Gitarren, Gitarren, Gitarren, Feedbackzirp, Gitarren, Gitarren, Gitarren, coooooooler Gesang, Gitarren, Gitarren, Gitarren, Feedbackzirp etc.etc. Bands wie Oasis sind dafür verantwortlich, dass die Rockmusik beim denkenden Menschen den schlechten Ruf genießt, den sie nun mal hat.