Sounds now!


Liegt es am Frühling, dass all die Songs aus den „schwierigen" zweiten Alben und mit Misstrauen erwarteten Nachfolgern von Meisterwerken ebenso unbeschwert klingen wie die aus den Debüts?

1 The Notwist

„Good Lies“

The Notwist haben alles richtig gemacht. Jetzt sind wir gefordert.

In den sechs Jahren, die seit dem Meisterwerk neon golden vergangen sind, sind die Erwartungen auf ein ungesundes Niveau gestiegen-sowohl für die Künstler als auch für die Fans. Da Erstere dieser Situation offenbar ganz locker gewachsen waren (The Notwist haben mit THE devil, you + me ein schlüssiges, hochklassiges Album nachgelegt), liegt es nun also an uns, dem Werk möglichst unvoreingenommen zu begegnen. Ein guter Einstieg ist „Good Lies“, der melancholische und sonderbar fesselnde Opener des neuen Albums.

»> STORY S. 28, ALBUMKRITIK S.80

2 JaKönig ja

„Die Seilschaft der Verflixten“

Die ehemalige Golden-Pudel-Club-Hausband ist zurück.

Die Hamburger Band hat sich – nach eigener Auskunft-ein wenig angestellt mit ihrem neuen Album. Mehrfach war die Seilschaft der verflixten angekündigt, wieder und wieder wurde die Veröffentlichung verschoben. Nun enthüllt das von Robert Wyatt geliebte „exzentrische Duo“ (das musste man früher in jedem Artikel lesen), an was es so lange gefrickelt hat: ein faszinierendes, ungewöhnliches Album mit oft wunderbaren Texten. Dirk von Lowtzow hört hier eine „Verflixtheit, die nichts mit der stumpfsinnigen Kumpanei gemein hat, die in der deutschen Rockmusik stets die größten Triumphe feiert“.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

>» ALBUMKRITIK S. 80

3 Calvin Harris

„Colours“

Grelle Farben, geschmackvoller Elektro-Pop.

Schluss mit der Tristesse!“Get some colours on!“, singt Calvin Harris genau an der Stelle, an der der Song für einen Augenblick das Thema aus „Fade To Grey“ von Visage aufgreift. „Fs ärgert mich, wenn Mädchen keine Farben tragen‘, sagt der Schotte, der sich mit seinen Songs in nur wenigen Monaten einen Namen in der europäischen und amerikanischen Elektroszene gemacht hat. „Es gibt einfach so viele wundervolle Farben auf der Welt.“ Zum Beispiel: das Gelb seines Debütalbums I created Disco.

>» STORYS. 26, ALBUMKRITIK S. 78

4 The Long Blondes

„Guilt“

Erfasst das Disco-Revival (siehe ME 02/08) auch den Indiepop?

Dass in „Guilt“, der ersten Single aus dem neuen Long-Blondes-Album,eine gehörige Portion Donna Summer steckt, ist das Verdienst von Produzent Erol Alkan-der einflussreiche Londoner Indie/Electro-DJ und Remixer schob die Band aus Sheffield ganz sachte in Richtung Disco. Der „Fluch des zweiten Albums“ konnte ihnen übrigens offenbar nichts anhaben: „Es war einfacher und weniger stressig“, sagt Drummer Screech.»>story s. n, albumkritik s. 82

5 MGMT „Weekend Wars“

Retro-Space-Pop aus Brooklyn.

In „Weekend Wars“ aus dem Debüt oracular spectacular zeigen MGMT die gesamte Bandbreite ihres Könnens: Der Titel beginnt als spärlich arrangierter Folksong mit einer schwindelerregenden Melodie und entwickelt sich nach und nach zu psychedelischem Elektro-Spacepop aus einer anderen Dimension. Der Text mag kryptisch sein, aber wer erwartet bei so einem Stück Wahnsinn schon „Oh, baby, I love you so much“!

»> STORYS. 27.ALBUMKRITIKS.83

6 Mystery Jets

„Young Love“

Neue Single der (noch) unter- schätzten Londoner Band.

So faszinierend einige der Deutschland-Konzerte der Mystery Jets gewesen sein mögen -kaum jemand hielt das sonderbare Prog-Pop-Kollektiv mit dem weißhaarigen Gitarristen für eine ernsthafte Band. Aber anstatt sang-und klanglos wieder zu verschwinden, haben die Briten mit Produzent Erol Alkan (siehe The Long Blondes) ein zweites Album aufgenommen, das ihnen vermutlich deutlich mehr Aufmerksamkeit als ihr Debüt ein bringen wird. „Young Love (feat. die Folksängerin Laura Marling) ist die erste Single aus twenty one.

>» ALBUMKRITIK S.84

7 Ja, Panik

„Wien, du bist ein Taschenmesser“

Von fremden Bars und fremden Betten: Wien kann grausam sein.

Wird deine Heimat zur „Stadt der Menschenfresser , ist es meist nicht ihre Schuld. Dass wir keine Wahl haben, als die Welt durch die Brille unserer Gefühle zu sehen, weiß niemand besser als die Wiener Band Ja, Panik. Ihr zweites Album THE TASTE AND THE MONEY ist ein fantastisches Beispiel dafür-eines von drei auf dieser CD-, dass es möglich ist, in deutscher Sprache im Pop elegant und poetisch ein bisschen Wahrheit zu vermitteln. albumkritik s. 79

8 Neva Dinova

„Will The Ladies Send You Flowers“

Bright-Eyes-Freunde aus Omaha debütieren auf Saddle Creek.

Neva Dinova erregten bereits mit der ausgezeichneten Split-EP ONE jug of wine, two vessels, die sie 2004 mit Bright Eyes aufgenommen haben, Aufmerksamkeit-nun erscheint ihr erstes Album bei Saddle Creek. Wie so viele Alben aus Omaha ist auch YOu may already be dreaming ein immens kraftvolles Werk von streckenweise atemberaubender Schönheit.

9 GisbertzuKnyphausen „Neues Jahr“

Als gäbe es nichts Leichteres, als einen guten Song zu schreiben …

Apropos Saddle Creek: Das Online-Label, das Gispert zu Knyphausen in Hamburg gegründet hat, heißt Omaha-Records: Er und sein Labelpartner Philipp Heintze beziehen sich damit auf die DIY-Attitüde der Künstlerszene um Conor Oberst. Hier-in Zusammenarbeit mit PIAS-erscheint nun sein selbst betiteltes Debüt, das viele so zauber- und fabelhafte Songs wie „Neues Jahr“enthält. >» albumkritik s. 79

10 Florian Horwath

„Baby You Got Me Wrong (feat. Nina Persson)“

Schwedisch-österreichische Freundschaft: Horwath im Duett mit der Cardigans-Sängerin.

Drei Jahre nach seinem Debüt kehrt Florian Horwath, eine der schillerndsten Figuren der österreichischen Musikszene, mit seinem neuen Album sleepyhead zurück. Die gute Nachricht: Horwath ist so klug, dass er sich leisten kann, in seinen Songs naiv zu sein. Ist die Schönheit so makellos, läuft man leicht Gefahr, in den Kitsch abzudriften-in diese Falle aber tappt der Künstler nicht. „Der Kopf wird langsam, schläfrig, und der Verstand kann sich zurückziehen, um Platz zu machen, für andere Empfindungen auf einer seelischen Ebene“, meint er selbst. Schön gesagt, eigentlich. >» ALBUMKRITIK S. 80 —