Stars, Köln, Gloria


Große Gesten, Rosenbouquets, Gänsehaut und eine verdammt tight aufspielende Band: Die Sterne aus Toronto verzaubern Köln.

Torquil Campbel macht einen Fehler. Zwischen zwei Songs ruft er ins Rund, wie großartig es doch sei, hier im Gloria zu spielen und nicht im fürchterlichen, dreckigen Gebäude 9. Er hat ja Recht, das Gloria-Theater mit seinen roten Wänden und dem schweren, edlen Vorhang auf der Bühne taugt in der Tat zum formidablen Konzertort-der Applaus bleibt dennoch verhalten, ist das Gebäude 9 dem passionierten Kölner Konzertgänger aus sehr guten Gründen doch mindestens ein ebenso liebes Kind wie das Gloria.

Gleichwie; Dies wird der einzige Augenblick an diesem Abend bleiben, in dem die Stars ihr Publikum nicht erreichen. Schon im ersten Song „The Night Starts Here“ breitet sich eine zauberhafte Atmosphäre aus, getragen vom wechselnden Gesang zwischen Torquil und Amy Millan und den unglaublichen Mengen von Rosen, mit denen jeder Mikroständer, jede Verstärkerbox und überhaupt jegliches Stück Equipment opulent verziert sind. Auch die Stars selbst geben ein interessantes Bild ab: Da ist Torquil. ein kleiner, drahtiger Typ, der teilweise wie besessen auf der Bühne herumwirbelt, so dass man Angst hat, die großen Gefühle der Songs könnten ihn zerreißen; mit pinkem Minimal-lro und eckiger Sonnenbrille ist der Schlagzeuger der Hipster in der Band; dann ist da Amy in einem schwarzen Kleid, eine weiße Riesengitarre umgehängt-eine wuchtige Erscheinung, zu der ihre zarte Stimme einen krassen Gegenpol darstellt; bleibt noch der gutmütig im Takt wippende Bassist mit Hut und Anzug.

So hip und interessant diese Vier aussehen und agieren, so unbewegt und unauffällig stehen der Gitarrist und der Keyboarder am Bühnenrand und spielen ungerührt ihren Stiefel herunter. Trotzdem entsteht eine Gänsehaut-Atmosphäre, vor allem die Songs vom aktuellen Album in our bedroom after the war funktionieren prächtig, auch weil diese Band halt einfach so tight spielt. Und immer wieder wirft einer am langen Arm eine Handvoll Rosen in die Menge. Ein Schelm, der da an Kitsch denkt; Wer so zerrissen wie entschlossen „Meet Me At The Barricade“ singt wie Torquil, darf so was (das Publikum besteht eh zum großen Teil aus Pärchen). Als beim Riesenhit „Your Ex-Lover ls Dead“ genau an der Stelle „I’m not sorry there’s nothing to say“ die Diskokugel das Gloria in ein Lichtermeer taucht und sich überall die Nackenhärchen aufstellen, fliegt eine Rose auf die Bühne zurück. Köln ist verzaubert.

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