Statt mit den Elchen zu röhren, hören The Knife chinesischen Kommunisten beim Singen zu.


In der elektronischen Musik wurde in der Vegangenheit so einiges probiert; heute scheint der Entwicklungsspielraum begrenzt zu sein. Aber jetzt gibt es das neue Album von The Knife, über das man sich nur wundern kann – im positiven Sinn. Auf SILENT SHOUT entwickeln die Geschwister Karin und Olof Dreijer, statt sich wie bisher auf eine schrille, moderne Form von Electro-Pop zu konzentrieren, die der Sängerin einen Gastauftritt bei Röyksopp eingebracht hat, nun einen mystisch angehauchten Traumtanz, der sich oft an fernöstlichen Gesängen und Klängen orientiert. „Die Kultur in unserem Heimatland gibt nicht viel an Inspiration her. Elche röhren zu lassen, wäre etwas banal. Da wir auch nicht an das glauben, was die Trendsetter vorgeben, müssen wir uns eben anderswo umhören. Musik ist doch dazu da, eine Welt zu schaffen, die anders ist als die, in der man lebt. Fernöstliche Elemente helfen uns bei der Ausgestaltung eines solchen Phantasiereichs“, sagt Karin. Ganz genau können oder wollen die beiden aber nicht erklären, wo ihr exotischer Fetisch herrührt. Olof erinnert sich immerhin an eine Schallplatte mit kommunistischen Gesängen aus China, die ihm irgendwann in die Hände fiel. Karin denkt an Arbeiten von Siouxsie & The Banshees und deren Nebenprojekt The Creatures, das nichts mit traditionellem Pop zu tun hatte. „Mich haben schon immer laute und ausdrucksstarke Stimmen interessiert. Früher habe ich mal in einer Band gespielt, die sich stark an Sonic Youth anlehnte. Da mußte ich schon sehr kräftig singen, damit die Leute überhaupt meine Stimme hören konnten. Diese Vorliebe habe ich mir bewahrt. „Drei Alben gibt es mittlerweile von The Knife. Ganz schön viel, wenn man bedenkt, daß die Geschwister von Kindesbeinen an unter einem Dach gelebt haben und als Erwachsene nun auch noch gemeinsam Musik machen. Eigentlich kann es zwischen den beiden doch gar keine Geheimnisse mehr geben, oder? Karin widerspricht: „Als Olof anfing, Musik am Computer zu machen, trat eine kreative Seite zutage, die ich vorher nicht kannte. Wir sind sehr gut in der Lage, uns von den Erinnerungen der eigenen Vergangenheit freizumachen, wenn wir Songs schreiben.“

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