Steve Earle, Hamburg, Logo


Der Mann sieht aus wie eine Kreuzung aus Neil Young und Meat Loaf und trägt Koteletten wie von einem Taifun frisiert. Grußlos greift Steve Earle zur akustischen Gitarre, die schon eine Sekunde später verstimmt ist. „Jetzt seid mal still, das dauert einen Moment“, raunzt er das Publikum an, „das hier ist einzig und allein mein Job. Oder will jemand von euch einspringen?“ Nö, das will keiner heute abend. Und das ist wohl auch besser so. Denn ein paar Konzertbesucher sind schon dermaßen dicht, daß sie eh keine Gitarre mehr halten könnten. Und während die da unten ohne Ende ‚Jever‘ in sich reinschütten, singt der da oben davon, daß selbst Kokain seine Seelenpein nicht lindern konnte. Trotzdem: Die 500 Gäste im überfüllten ‚Logo‘ hängen an Earles Lippen. Daran vermag auch die spartanische Instrumentierung seiner Songs mittels Wandergitarre und Mundharmonika nichts zu ändern. Zweieinhalb Stunden lang arbeitet Earle sich durch sein Repertoire. Und zwischendurch schneidet er sich die Fingernägel. Gut so, denn mit manikürten Fingern greift es sich besser, auch wenn die Gitarre wieder mal verstimmt ist. Den entsprechenden Zwischenruf eines Besuchers kontert der US-Songwriter mit jenem ruppigen Charme, der den ganzen Abend kennzeichnet: „Näh‘ dir doch das Maulzu!“