Subversive Heimwerker


Zu viel Bewegung kann schädlich sein, darum waren Cake mit ihrem fünften Album ganz allein.

Ein altes Haus war die Lösung. Sie stopften es mit Mikros, Mischpulten, Instrumenten voll und schufen sich so einen Ort, an dem sie in Ruhe aufnehmen konnten. „Wir haben Studios immer gehasst, wo ein Techniker rumsitzt und auf die Uhr guckt. Wir wollten keinen Fremden mehr im Raum haben“, sagt Cake-Sänger John McCrea. Versteckt unter roter Baseball-Kappe und flächendeckendem Bart erzählt er, wie die Band lernte, das Equipment zu benutzen. Es sei ähnlich gewesen wie vor zehn Jahren beim Debüt MOTORCADE OF GENEROSITY, das sie selbst produziert hatten, ohne recht zu wissen, wie so was geht: „Natürlich sind viele technische Fehler auf dem Album. Aber ich finde, sie klingen gut.“ In der Tat hat pressure Chief einen gewissen Heimwerker-Charme. Doch vorallem ist es unverkennbar ein Cake-Album, mit dem typischen Rock-Folk-Country-Mix, Minimal-Riffs, schönen Bläsersignaturen und McCreas nah am Sprechgesang agierender Stimme. Mit „Guitar Man“ von Bread ist eine Coverversion dabei, und das Album-Cover ist ebenfalls im typischen Cake-Grafikstil gehalten. Mc-Crea steht zu dieser Konstanz:“.Wenn man sich heute weigert, sich vorwärtszubewegen, ist dos schon fast subersiv. Die Sehnsucht noch Weiterentwicklung kultureller Produkte hat etwas mit der kulturellen Leere der westlichen Zivilisation insgesamt zu tun. Die Entwicklung von Pop-Bands wird uns nicht helfen.“

Etwas Neues gibt es trotzdem auf dem fünften Cake-Album: abgedrehte Synthesizer-Sounds. Im Heimstudio war genug Zeit für alle vier Bandmitglieder, sich an den Tasten zu versuchen, wobei lustige Computerspiel-Effekte und allerlei Gefiepse entstanden. McCrea ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Ich wollte, dass es billig klingt, weil es echt klingen sollte. Unsere Kultur ist billig, voll von Müll. Ich habe versucht, den Müll zu würdigen.“