Syd Barrett, 1946-2006: Nachruf


Isnt’t it good to be lost in the wood?, fragte Syd Barrett im Song „Octopus“. Nun, im Wald ist er letztlich nicht verloren gegangen, aber in einem kleinen Haus in einer Seitenstraße von Cambridge. Quasi dem Bermuda-Dreieck der britischen Popgeschichte, denn es gab leider keine Wiederkehr.

Umlagert wurde das Haus von Fans, die über all die Jahre darauf hofften, einen Blick auf Barrett werfen zu können. Sei es aus Sympathie und Bewunderung für den Pink-Floyd-Gründer oder aus schlichter Schaulust. Schließlich galt Roger Keith Barrett, so sein eigentlicher Name, seit Anfang der 70er Jahre als das Phantom der Rockmusik – der geheimnisvolle Eremit, der dem Rockbusiness den Rücken gekehrt hatte. Und er galt als psychisch krank. Das weckte auch das Interesse von Fernsehteams und Journalisten, die regelmäßig an die Tür klopften. Vielleicht macht er ja was Verrücktes. Meistens warteten Fans und Fernsehleute vergebens.

Keine Frage: Syd Barrett war eine tragische Gestalt. Hochtalentiert, dominierte er die Pink Floyd der Frühphase mit märchenhaft magischen Songs, in ihrer formalen und inhaltlichen Konzeption völlig losgelöst vom Rest der damaligen Popkultur. R&B und Jazz, die chinesische Schriftensammlung I-Ging und der Kinderbuchklassiker „Der Wind in den Weiden“ von Kenneth Grahame hatten den Songwriter Barrett inspiriert. Was dabei herauskam, war eine extrem charaktervolle und eigenständige Mixtur aus Folk-Mystik, Psychedelic und Sci-Fi-Avantgarde, nachzuhören auf dem Pink-Floyd-Debüt The Piper At The Gates Of Dawn aus dem Jahr 1967.

Psychisch ohnehin schon von labiler Verfassung, gab ihm der seinerzeit weit verbreitete LSD-Konsum den Rest. Pink Floyd befanden sich gerade auf dem Weg nach oben, doch Barretts extreme Unberechenbarkeit wurde zunehmend als Hemmschuh wahrgenommen – sicherlich zu Recht. Anfang 1968 wurde er auf nicht gerade elegante Weise ausgemustert und von seinem Schulfreund David Gilmour ersetzt, was Hardcore-Fans Letzterem noch heute übelnehmen. Barrett nahm mit Hilfe seiner Ex-Kollegen noch zwei extrem verschrobene, aber ziemlich großartige Soloalben auf (The Madcap Laughs, 1969, und Barrett, 1970) dann folgte der Rückzug aus London. Er lebte seit 1971 wieder im elterlichen Haus in Cambridge, malte Bilder, nahm dramatisch an Gewicht zu und erkrankte Ende der neunziger Jahre an Diabetes. Syd Barrett starb am 7. Juli im Alter von 60 Jahren in seiner Heimatstadt.