T-Shirts fürs Volk


Ruschelig warm ist es im Berliner WMF. Kaum hat man sich der Winterklamotten an der Garderobe entledigt, wird man an den Promostand gerufen. Ob man solch ein schönes T-Shirt, aufgedruckt sind die Eckdaten des Abends, wolle? Auf dem Heimweg wird es einen aber leider nicht wärmen: Man erhält einen Gutschein und kann sich das Stück in der Berliner Filiale von Hilfiger Denim, der jungen Kollektion des amerikanischen Modedesigners, abholen. Zum zweiten Mal findet die „Hilfiger Demin Live“-Clubnacht in einer europäischen Metropole statt. Das Debüt gab es im Frühling in Amsterdam, damals war die New Yorker Band The Virgins Zugpferd der Kampagne. In der Sprache der Werber ist bei einem solchen Arrangement von einem Testimonial der Künstler die Rede. Heute ist Berlin dran. Headliner sind The Films, eine New Yorker „The“-Band. Auf charmante, wenn auch nicht unbedingt frische Weise verbinden sie Britpop-Einflüsse mit ihren Südstaatenwurzeln. Auf der Hilfiger-Demin-Webseite läuft, angeteast von virtuellem Vinylknistern, ihr Song „Fingernails For Breakfast“ Dazu sieht man die Band auf dem Dach des New Yorker Tudor City Buildings umher springen, unter anderem war das schon Kulisse der Spiderman-Filme. Tommy Hilfiger wird auf der Seite zwar mit: „If ifwasn’tfor rock’n’roll, I would never have beert a designer“ zitiert, doch der Rest der WMF-Abends ist elektronisch und deutsch. Das Konzept der Veranstaltungsreihe: internationale Bands wechseln sich mit lokalen Künstlern ab. Neben Berliner Größen wie den Electro-Poppern von Jeans Team und dem Quer-überden-Dancefloor-DJ Shir Khan legen unter anderem DJ Phono von Deichkind und der ebenfalls aus Hamburg stammende Cajuan auf. Laut Pressemappe ist einiges an Society-, Kunst- und Medienprominenz anwesend: Matthias Schweighöfer, Joy Denalane, sogar Langzeitmodel Marcus Schenkenberg. An der Abendkasse gibt es aber noch Karten zu kaufen. Und eigentlich sieht das Publikum aus wie immer in Berlin-Mitte. Die Leute laden einander, großzügiger als sonst, zu Longdrinks ein, von den Gratisgetränkechips scheinen Unmengen im Umlauf zu sein. Auch das Tresenpersonal trägt Hilfiger-Shirts. The Films werden vom Publikum freundlich abgenickt. Lediglich vereinzelte Ausdruckstänzer lassen sich von ihrem Shuffle-Indie-Rock inspirieren. Richtig aufwachen wollen die Anwesenden erst, als die danach auf der Bühne stehenden Lokalmatadoren Jeans Team ihren Hit „Das Zelt“ spielen. Vielleicht, weil der Song ein immer wieder schöner Kommentar zu Konsumfragen ist. Vielleicht aber auch, weil die Leute inzwischen viel Wodka-Bull getrunken haben.