Talente – Land in Sicht


Was soll werden aus einem, der als Sohn jüdisch-irischer Einwanderer in New York unter Puertoricanern aufwächst? Und der schnell merkt, daß Musik schneller zu produzieren (und finanzieren…) ist als sein Traum vom Filmemachen. Kip Hanrahan mauserte sich zu einem wichtigen Drahtzieher der New Yorker Avantgardeszene. Als Produzent und Arrangeur brachte er Jazzer, Rocker und Latinos gemeinsam ins Studio, zuletzt für das Album „Days And Nights Of Blue Lurk Inverted“. Und siehe da: Sting, kurz vor der Gründung eines eigenen Labels für experimentelle Musik, will Hanrahan als ersten Künstler verpflichten. Daß sie noch vor wenigen Jahren mit Punk-Bands durch die Pinten ihrer schottischen Heimat zogen, sieht man den Zwillingsbrüdern Charly und Craig Reid überhaupt nicht mehr an: Im Outfit zweier geklönter Finanz-Beamten feiert das Doppelte Lottchen alias The Proclaimers in England gerade den ersten Chart-Erfolg. In diesem Windschatten soll nun auch die schon vor knapp einem Jahr veröffentlichte Debüt-LP (Single: „Letter From America“) erneut über den Ladentisch gehen. „Wir brauchen mehr Rock’n’Roll, mehr Gitarren“.

Richard Marx hat, wie viele seiner Songschreiber-Kollegen, keyboardlastigen Pop satt. Und er hat Erfolg mit der Gitarren-Alternative, die – unterstützt von Alt-Eagle Joe Walsh – sein Erstlings-Album ganz hoch in die US-Charts boostete. Marx, der früher Songs für Kollegen wie Chicago, Philip Bailey, Kenny Rogers und Lionel Richie schrieb, hat jetzt als 23jähriger den Sprung in die musikalische Selbständigkeit gewagt. Ein alter Studio-Hase ist er sowieso: Schon als Fünfjähriger besang er Werbe-Jingles wie „Crunchy, crunchy, Nestle’s Crunch is so crunchy“. „Gibt es ein Leben nach Nena?“ fragt sich die deutsche Popmusik bis heute. In Hamburg sind fünf Männer ausgezogen, das Terrain zwischen Schlager und Rock neu zu sondieren. Felix de Luxe heißen die Hamburger Lokalmatadore, die sich vorgenommen haben, mit ihrem zweiten Album „Männer wie wir“ auch den Süden der Republik zu erobern.